Klima und Energie #3 – der Newsletter des Nebelspalters

Die Schweiz hat genug vom ständigen Klima-Alarm

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04.11.2025
Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung empfindet die öffentliche Debatte zum Klimawandel als «zu dramatisierend». Bild: Keystone
Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung empfindet die öffentliche Debatte zum Klimawandel als «zu dramatisierend». Bild: Keystone

Die Themen diese Woche:

  • Die Dramatik ums Klima geht dem Volk auf die Nerven

  • Deutschland sprengt sich selber in die Luft

  • Die Windlobby zeigt ihr antidemokratisches Gesicht

  • Linke Basler Studenten wollen vegane Ernährung durchsetzen

Die Dramatik ums Klima geht dem Volk auf die Nerven

Worum geht es?

  • 53 Prozent der Schweizer Bevölkerung empfindet die öffentliche Debatte zum Klimawandel als «zu dramatisierend». Das zeigt eine soeben publizierte repräsentative Umfrage des Instituts Sotomo im Auftrag von Avenergy, dem Verband der Treibstoff-Importeure (siehe hier). 26 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, diese Debatte sei «klar zu dramatisierend». Demgegenüber erachten nur 40 Prozent des Befragten diese Debatte als eher oder klar «zu verharmlosend».

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Quelle: Sotomo
  • Besonders schlecht weg kommt die Berichterstattung in den Medien zum Klimawandel. 60 Prozent der Befragten bezeichnen diese Berichterstattung als «eher moralisierend» (31 Prozent) oder sogar «sehr moralisierend» (29 Prozent). Demgegenüber empfindet nur ein gutes Drittel (35 Prozent) die Berichterstattung als «sehr sachlich» oder «eher sachlich».
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Quelle: Sotomo
  • Bemerkenswert ist, dass sogar unter denjenigen Befragen, welche die Bekämpfung des Klimawandels wichtig finden, 44 Prozent die Medienberichterstattung als moralisierend erachten.

  • Ansonsten zeigt sich die Schweizer Bevölkerung ernüchtert: Nur gerade 15 Prozent der Befragten glauben daran, dass das Netto-Null-Ziel bis 2050, welches das Stimmvolk für unser Land an der Urne beschlossen hat, tatsächlich erreichbar ist.

Kommentar: Die Schweizer Bevölkerung hat ein gutes Gespür, was in der Debatte um den Klimaschutz läuft. Obwohl 61 Prozent der Befragten das Schweizer Netto-Null-Ziel bis 2050 durchaus als sinnvoll erachtet, hat eine Mehrheit genug vom ständigen übertriebenen Klimaalarm. Besonders die Medien kommen dabei schlecht weg. Die Bevölkerung zeigt auch Realitätssinn und weiss genau, dass die angestrebte Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts wohl eine Illusion ist. Den vielen Aktivisten, Politiker und Journalisten, die dem Volk in Sachen Klimawandel ständig die Hölle heiss machen, sei gesagt: Passt auf, die Leute auf der Strasse durchschauen Eure Propaganda!

Deutschland sprengt sich selber in die Luft

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Das Spektakel um die Sprenung zweier Kühltürme lockte 30'000 Schaulustige an. Bild: Keystone

Worum geht es?

  • Vor wenigen Tagen wurden in Bayern die beiden 160 Meter hohen Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Gundremmingen gesprengt. Das Spektakel zog rund 30’000 Schaulustige an (siehe hier).

  • Block C des AKW Gundremmingen ging erst Ende 2021 ausser Betrieb und galt danach als einer der Atomblöcke in Deutschland, die möglicherweise wieder ans Netz gebracht werden könnten.

  • Selbst die CDU/CSU zog vor einem Jahr in Erwägung, drei oder sogar noch mehr stillgelegte Atomkraftwerke wieder funktionstüchtig zu machen (siehe hier). Nach dem Wahlsieg der Union und der Bildung einer Koalitionsregierung mit der atomfeindlichen SPD war davon aber keine Rede mehr. Mit der Sprengung der Kühltürme gibt es in Gundremmingen definitiv keinen Atomstrom mehr.

  • Nach der Stilllegung aller 17 Kernkraftwerke, die einst 30 Prozent zur Stromversorgung beigetragen haben, hat Deutschland nun Mühe, während der Dunkelflauten die Versorgung zu sichern. Das Land braucht deshalb rasch 40 Gas-Notkraftwerke, die dann einspringen, wenn die Solar- und Windenergie ausfällt. Das kostet das Land bis zu 32 Milliarden Euro (siehe hier).

  • Der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski verglich die Sprengung der Kühltürme in Gundremmingen mit der Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan in Afghanistan im Jahr 2001 durch die Taliban (siehe hier): «Sie setzten ein Zeichen, das die eigene Weltanschauung gegen Geschichte und Kompetenz stellte». 

Kommentar: Die Deutschen haben die Angewohnheit, ein Ziel, dass sie sich einmal gesetzt haben, mit eiserner Disziplin zu verfolgen – selbst dann, wenn längst klar ist, dass damit nur Schaden verbunden ist. Inzwischen weiss zwar jeder Beobachter mit etwas Sachverstand, dass der deutsche Atomausstieg ein riesiger Fehler war, die Stromversorgung unsicher und teuer macht und die Industrie zerstört. Dennoch marschiert das Land weiter stramm in den Abgrund – und sprengt mit den Kühltürmen von Gundremmingen gleichzeitig seine energiepolitische Zukunft in die Luft.

Die Windlobby zeigt ihr antidemokratisches Gesicht

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«Unverzichtbar»? Die Gemeindeversammlung in Beinwil AG war anderer Meinung. Bild: Keystone

Worum geht es?

  • Die Gemeindeversammlung von Beinwil (Freiamt) im Kanton Aargau hat das Windprojekt auf dem Lindenberg mit 315 gegen 197 Stimmen abgelehnt. Geplant gewesen waren drei Windräder mit je 229 Meter Höhe. Mit dem Entscheid ist das Projekt vom Tisch (siehe hier).

  • Die Organisation «Pro Wind», welche die Windenergie in der Schweiz propagiert, ist nach dem Beschluss von Beinwil mit einer Medienmitteilung aufgefallen (siehe hier). Sie bezeichnete darin den Entscheid als «demokratiepolitisch fragwürdig», denn das «Schweizervolk» habe dem Ausbau der Windenergie zugestimmt: «Basisdemokratie ist so lange gut, wie sie vernünftige Entscheide fälle und das Grosse Ganze nicht aus den Augen verliert.»

  • Weil Windenergie «unverzichtbar» sei, müssten nun «institutionelle Hindernisse» abgebaut werden. Konkret fordert «Pro Wind» des Kanton Aargau auf, den Gemeinden das Entscheidungsrecht über Windräder auf ihrem Boden zu entziehen – so, wie das beispielsweise schon im Kanton Luzern der Fall ist.

Kommentar: Ich möchte mich bei «Pro Wind» bedanken. Dank ihrem Communiqué ist nun offensichtlich, wie die Befürworter von Windstrom Demokratie verstehen: Diese ist nur so lange gut, als Volksentscheide in ihrem Sinn ausfallen. Bockt das Stimmvolk hingegen und widersetzt sich der angeblich zukunftsweisenden Energiewende, muss man es halt zu seinem Glück zwingen.

Um zum Schluss noch dies:

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Andere Menschen gängeln und kontrollieren: Vegane Ernährung. Bild: Keystone

Die Studentenschaft der Universität Basel stimmt darüber ab, ob die Uni-Mensa nur noch vegane Menüs anbieten darf (siehe hier). Der sogenannte Studierendenrat, der den Vorschlag eingebracht hat, begründet es explizit mit dem Klimaschutz, dass er den Kommilitonen Produkte mit Milch, Käse und Eier vom Teller nehmen will. Das heutige Angebot der Mensa erzeuge pro Jahr etwa so viele Klimagase wie 2000 Kurzstreckenflüge, lautet das Argument. Ausserdem biete die Uni ja auch keine Zigaretten an.

Die Abstimmung hat zwar nur konsultativen Charakter, denn am Ende entscheidet die Unileitung über das Mensa-Angebot. Aber der Vorgang zeigt, dass linksradikale Kreise den Klimawahn immer unverschämter nutzen, um andere Menschen zu gängeln und ihr Verhalten zu kontrollieren.

Mein Newsletter vermittelt Ihnen jede Woche wichtige und interessante Informationen aus einem der wichtigsten Politik- und Forschungsbereiche. Als Wissenschaftsredaktor lege ich den Finger vor allem auf die Entwicklungen, die andere Medien unter dem Deckel halten.

Dieses Format ist kostenlos verfügbar. Es freut mich aber natürlich sehr, wenn Sie den Nebelspalter abonnieren oder uns mit einem Beitrag nach eigenem Ermessen unterstützen. Vielen Dank!

Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen, Kommentare und Anregungen.

Alex Reichmuth
alex.reichmuth@nebelspalter.ch

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