Printausgabe

UHU klebt einfach alles

image 15. Mai 2023 um 07:00
Sobe (Peter Zimmer)
Sobe (Peter Zimmer)
Nun kleben sie auch bei uns. Die Klebewelle ist in die Schweiz übergeschnappt, sorry, übergeschwappt. Am Karfreitag hockten sie vor dem Gotthard und haben angeblich damit einen Riesenstau verursacht.
Gleich vorab sei faktengecheckt: der Stau war schon vor der Klebeaktion 15 Kilometer lang. Trotzdem schrieben und bloggten die Medien, die Schweizer Klimakleber hätten den Deutschen die Osterferien vermiest. Es sei ihnen ausserdem erklärt: ein Stau ist kein Chaos, wie die vom ‹Blick› befragten Autofahrenden zu Mikrofon gaben, ein Stau ist eine ziemlich geordnete Angelegenheit. Alles steht, ein Chaos mitnichten – dagegen ist der rasende, sorry, der rollende Verkehr ein einziges Chaos.

Aufmerksamkeit

Der ‹Blick› nennt sie «Klima-Kleber» oder «Asphalt-UHUs». Nicht weil die Klebenden am guten Klima festhalten wollen, sondern weil sie sich auf die Strasse hocken zwecks Aufmerksamkeit auf das sich, aus ihrer Sicht, verschlechternde Klima. «Terroristen» nennt sie der sanktgallische Nationalrat aus dem fernen Rheintal, Mike Egger. Der, im Übrigen, niemals mit dem Zug zur Arbeit nach Bazenheid fährt, so er denn arbeitet zwischen Sessionen und Sitzungen.
Klima-Kleber sind also die neue Terroristen-Generation. Sie sprengen sich allerdings nicht selbst in die Luft, sie kleben sich lediglich selbst auf den Asphalt. Nicht auf der Haggenegg, wo sie niemand wahrnimmt, sondern vor dem Gotthard im Osterverkehr. Allerdings nur bei schönem Wetter. Weil, wenns regnet, klebt UHU nicht.

Besonderer Umstand

Warum ausgerechnet am Gotthard, in Zürich oder Hamburg? Antwort: Weil, wenn es keinen Verkehr gäbe, niemand auf Hock- und Klebe-Demos aufmerksam würde. Politiker halten ja ihre Reden auch nicht in leeren Sälen. Das Kleben hat den einzigen Sinn, abgesehen von den enthäuteten Handflächen, auf einen besonderen Umstand aufmerksam zu machen.
Wenn zum Beispiel Linda Fäh auf sich aufmerksam machen möchte, wegen Geburt, Heirat oder Ähnlichem, ruft sie ganz einfach den Boulevard an und sagt tiefschürfende Sachen wie: «Ich bin so glücklich!» Doch eine Terroristin ist sie deshalb noch keine, obwohl ihre Säuselei für manche, gegebenenfalls alle Menschen, Terror ist. Die Klima-Kleber machen nicht aus Selbstgefälligkeit auf sich aufmerksam, sondern auf den traurigen Zustand des Klimas.
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Jürg Kühni



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