Nach Absage einer Buchlesung

Frank Urbaniok: «In der Demokratie dürfen wir uns von Radikalen nicht diktieren lassen, was gesagt werden kann und was nicht»

Im Interview mit dem Nebelspalter spricht der forensische Psychiater Frank Urbaniok nach der Absage einer Lesung aus seinem Buch «Schattenseiten der Migration» über verbotene Forschungsfragen und eine «Verengung der Diskussionsräume», die in einer Demokratie nicht akzeptabel ist.

Im Interview mit dem Nebelspalter spricht der forensische Psychiater Frank Urbaniok nach der Absage einer Lesung aus seinem Buch «Schattenseiten der Migration» über verbotene Forschungsfragen und eine «Verengung der Diskussionsräume», die in einer Demokratie nicht akzeptabel sei.

Das ist passiert: In seinem Buch «Schattenseiten der Migration» untersucht Frank Urbaniok die Kriminalitätsraten unterschiedlicher Nationalitäten in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Am Mittwoch wollte der forensische Psychiater im Orell Füssli in Basel aus seinem Buch lesen – doch die Veranstaltung musste aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt werden, nachdem linke Kreise zu einer Demonstration aufgerufen hatten.

Warum das wichtig ist: Im Wesentlichen beruht das Buch «Schattenseiten der Migration» auf statistischen Fakten und der langjährigen Berufserfahrung Urbanioks – und die sprechen eine eindeutige Sprache: Wenigstens bestimmte Formen der Gewaltkriminalität sind in der Schweiz mittlerweile ein mehrheitlich importiertes Problem. Trotzdem wird der Forscher seit der Publikation als «Extremist» verunglimpft. Die Absage der Veranstaltung aus Sicherheitsgründen sei im Einzelfall verständlich, erklärt Urbaniok: «Sie ist aber auch Ausdruck der Polarisierung in unserer Gesellschaft und ein Beispiel dafür, wie Diskussionsräume immer weiter verengt werden.»

Das sagt Frank Urbaniok zum Vorfall: Buchhandlungen sind Orte der Inspiration, des Nachdenkens und sachlicher Diskussionen. Es sind keine Kampfplätze. Es ist daher verständlich, dass eine Buchhandlung mit ihren Strukturen und Mitteln rasch an eine Grenze kommt, wenn Extremisten einen solchen Ort ins Visier nehmen und Druck aufbauen. Die Absage der Veranstaltung ist zwar bedauerlich, für mich daher aber verständlich.

Sie ist aber auch Ausdruck der Polarisierung in unserer Gesellschaft und ein Beispiel dafür, wie Diskussionsräume immer weiter verengt werden. Extremisten, egal, ob sie aus einer linken, aus einer rechten, einer religiösen oder aus einer anderen weltanschaulichen Ecke kommen, sind letztlich alle aus demselben Holz geschnitzt. Sie fürchten Meinungsfreiheit und mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich selbst informieren und sich eine eigene Meinung bilden können. Bücherverbrennungen, Zensur, Terror und die Unterdrückung offener Diskussionen waren daher schon immer beliebte Mittel extremistischer Ideologen, egal unter welcher Flagge sie segeln. Mit dieser Haltung greifen sie den Kern unserer demokratischen Gesellschaft an. 

Es ist nicht gut, dass sie nun in Basel erfolgreich waren. Aber eine einzelne abgesagte Veranstaltung ist verschmerzbar. Wir dürfen es aber unter keinen Umständen zulassen, dass uns verblendete Ideologen Themen diktieren und Diskussionsräume einengen. Leider besteht diese Gefahr aktuell auf vielen Ebenen. Hier dürfen wir uns nicht wegducken, sondern müssen uns klar positionieren.

Wer hat die Veranstaltung verhindert: Auf dem linksextremen Portal Barrikade.info wurde zur «Kundgebung gegen die Lesung von Frank Urbaniok» aufgerufen – auch das «Feministische Streikkollektiv Zürich» hatte mit einem «Save the Date» für die Kundgebung mobilisiert: «Frank Urbaniok, rechtsextremer Psychiater, kommt nach Basel – halten wir dagegen.» Interessierte sollen «Dinge zum Lärmmachen» mitbringen, so die Beschreibung der Veranstaltung auf dem linksextremen Portal.

Interessant ist dabei, dass es sich beim «Feminisitischen Streikkollektiv» nicht etwa um eine Gruppierung am äussersten linken Rand handelt: Das Kollektiv ist Teil der Trägerschaft des Frauenstreiks, des Care-Streiks oder einer nationalen Demonstration zum Auftakt der «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» – die sie gemeinsam mit linken Grössen wie beispielsweise der Sozialdemokratischen Partei (SP) oder dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) veranstalten.

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