Der Experte für Gesundheitspolitik über die steigenden Krankenkassenprämien, nichts bringende Vorstösse und womit die Gesundheitskosten wirklich stabilisiert werden könnten.
Fehlanreize und Bürokratie sind teuer
Für Andreas Faller, früher Vizedirektor im Bundesamt für Gesundheitswesen, gibt es mehrere Gründe, weshalb die Kosten steigen. Durchaus erwünscht sei, dass wir immer älter werden und dass es im Gesundheitswesen Innovationen gebe, die den Patienten zu gute kommen. Ein Problem sei, dass die Patienten immer mehr Leistungen konsumieren würden, weil nicht immer klar sei, dass das ihnen wirklich helfe. Fehlanreize und bürokratischer Aufwand gälte es jedoch zu bekämpfen.
Deshalb befürwortet Faller auch die Einführung der einheitlichen Finanzierung im Gesundheitswesen, über die Ende November abgestimmt wird. Die Einheitskasse lehnt er ab, weil sie die Kosten zu wenig senken und dafür den Wettbewerb unter den Krankenversicherungen beenden würde.
Qualitätswettbewerb statt «Honigtöpfe»
Faller schlägt drei Massnahmen für stabilere Kosten im Gesundheitswesen vor:
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Die Kriterien müssten genauer definiert werden, welche Leistung bezahlt wird.
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Es braucht Transparenz über die Qualität der Leistungserbringer, damit es einen Wettbewerb um gute Qualität gibt.
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Mit der Digitalisierung könnte das System vereinfacht werden und sowohl Kosten eingespart, wie die Qualität verbessert werden.
Damit würde das System als Ganzes effizienter und wirksamer. Faller ist der Meinung, dass die Leistungserbringer bei diesen Massnahmen mitmachen müssten, wenn sie auf Kosten der Grundversicherung abrechnen würden. «Wer nicht mitmacht, der darf einfach nicht mehr an die Honigtöpfe».
Akteure sollen zusammenarbeiten
Faller ruft die Interessenvertreter zur Zusammenarbeit auf. «Wir beschweren uns, dass Staat zu viel interveniert, aber solange die Akteure es nicht fertigbringen, die einfachsten Herausforderungen zu lösen, weil jeder nur seine Partikulareinteressen vertritt, muss man nicht reklamieren, dass der Staat interveniert.» Es wäre viel besser, wenn die Akteure miteinander Lösungen finden und ausprobieren würden.
Andreas Faller ist Mitbegründer und Geschäftsleiter des «Bündnis freiheitliches Gesundheitswesen», einem Zusammenschluss von Verbänden und Unternehmen, die das Gesundheitswesen reformieren wollen.