Somms Memo
Der Feminismus ist überflüssig – wie Umfragen nahelegen
Glückliche Menschen – unabhängig vom Geschlecht.
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Die Fakten: Frauen und Männer sind genauso zufrieden oder unzufrieden. Das zeigen internationale Umfragen.
Warum das wichtig ist: Feministinnen gehen davon aus, dass Frauen ein schlechteres Leben haben als Männer. Das sehen die meisten Frauen anders.
Der deutsche Soziologe Martin Schröder hat vor kurzem ein aufschlussreiches Buch veröffentlicht – das allerdings viel zu wenig zu reden gab:
- Das mag daran liegen, dass der Befund, den Schröder vorstellt, unerwartet ist
- Und politisch unerwünschte Implikationen hat
Denn Schröder räumt mit einem der ältesten Vorurteile des Feminismus auf. Wenn man sich bei Männern und Frauen in wissenschaftlichen Umfragen danach erkundigt, wie sie ihr Leben einschätzen – wie zufrieden oder unzufrieden sie damit sind –, dann stellt sich zweierlei heraus:
- Zwar schwankt die Zufriedenheit über die Zeit auf und ab
- Doch erstaunlicherweise tauchen so gut wie keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf
Dabei stützt sich Schröder, ein Professor an der Universität des Saarlandes, in erster Linie auf Umfragen in Deutschland – was Sinn ergibt, da hier in den vergangenen Jahrzehnten eine der aufwendigsten und umfassendsten Langzeitstudien zum Thema vorgenommen worden ist:
- Im Rahmen des sogenannten «Sozio-oekonomischen Panels» (SOEP) stellte man Tausenden von Deutschen diese eine, simple Frage:
- «Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?»
- Um sich zu entscheiden, bot man den Befragten eine Skala von 0 bis 10 an. 0 hiess: «ganz und gar unzufrieden»; 10 «ganz und gar zufrieden»
Wenn man die Frage genauer anschaut, wird deutlich, dass es den Meinungsforschern nicht um eine momentane Bestandsaufnahme geht, sondern um einen generellen Befund: «alles in allem». Von jemandem, der sich gerade unglücklich fühlt, weil er etwa seine Stelle verloren hat, wird nicht erwartet, dass er diese (hoffentlich) einmalige Situation zum Massstab nimmt, sondern stattdessen sein ganzes bisheriges Leben bewertet.
In der Forschung haben sich diese Happiness-Reports, die überall und seit Jahren erstellt werden, bewährt, alle erdenklichen methodologischen Verzerrungen und Probleme wurden untersucht und ausgeräumt – kurz, wir können diesen Studien in der Regel trauen.
Was diese deutsche Umfrage allerdings auszeichnet, ist die Tatsache, wie lange sie es schon gibt: Sie wird seit 1984 Jahr für Jahr durchgeführt, so dass sich die Entwicklung der Zufriedenheit über die Zeit beobachten lässt.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse dieser Langzeitstudie?
1. Die Dinge bleiben in Bewegung: Zunächst befand sich die Zufriedenheit der Deutschen im Jahr 1984 auf dem höchsten Niveau. Danach nahm sie ständig ab – bis sie 1997 anstieg, um kurz darauf noch einmal abzustürzen, und zwar in dramatischem Ausmass: Nie hielten sich die Deutschen für unglücklicher als 2004 (was sich wohl auch auf die Bundestagswahl 2005 auswirkte. SPD-Kanzler Gerhard Schröder wurde abgewählt).
Seit 2006 drehte sich der Trend – vorderhand – ins Gute: Jedes Jahr gaben die Deutschen nun an, dass sie sich noch zufriedener fühlten. 2020 (der aktuellste Wert) drückten sie dies mit einer Durchschnittsnote von 7,45 aus. Das ist ein sehr hoher Wert – auch im internationalen Vergleich. Es geht den Deutschen gut
Leider liegt für die Schweiz keine vergleichbare Studie vor, weswegen ich mich weiter auf die deutschen Verhältnisse konzentriere, zumal es mir ja nicht um die Deutschen im Speziellen geht, sondern um Männer und Frauen. Denn hier verbirgt sich die dickste Überraschung:
2. Obwohl die Zufriedenheit zwischen 1984 und 2020 also variierte, zeigen sich keinerlei Differenzen zwischen den Geschlechtern. Wenn die Deutschen unglücklich sind, dann sind die deutschen Männer genauso unglücklich wie die deutschen Frauen. Die Zufriedenheit der Befragten ist in fast jedem Jahr «identisch», wie Schröder feststellt, ganz unabhängig vom Geschlecht
2020 gaben Männer ihrem Leben die Note 7,43; Frauen 7,48. Mit anderen Worten, sie stuften sich als noch zufriedener ein als die Männer
Schröder hält fest: «Will man also verstehen, wie gut das Leben eines Menschen ist, so ist dessen Geschlecht eine weitgehend nutzlose Information».
Wer nun einwendet, Umfragen stellten nicht das Evangelium dar, der hat grundsätzlich immer einen Punkt. Doch angesichts der enorm grossen Stichprobe, muss man von stahlharten Ergebnissen sprechen: Insgesamt nahmen 83 984 Menschen teil, und sie wurden im Lauf der Jahre 663 842-mal befragt. Irrtum ist somit so gut wie ausgeschlossen.
Wenn man diese deutschen Resultate in den internationalen Kontext stellt, dann offenbart sich noch Erstaunlicheres.
So gut wie in keinem Land dieser Welt – ganz gleich, wie hoch oder tief die Zufriedenheitswerte liegen, würden sich die Frauen als deutlich unglücklicher bezeichnen als die Männer.
- Nirgendwo halten die Menschen ihr Leben für miserabler als im Irak
- Trotzdem vermag man selbst hier keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern auszumachen. Die Männer finden ihr Leben grauenhaft – Note 4,5 –, und die Frauen ebenso: Note 4,4
Politisch betrachtet ist das starker Tobak. Wird uns nicht Tag für Tag versichert, die Frauen würden diskriminiert?
Wäre das der Fall, dann müssten wir Nuancen erkennen, dann hätte doch die eine oder andere Frau das in einer tieferen Note ausgesprochen. Was, wenn die Frauen nicht die Wahrheit sagten? Wenn wir an die hohe Zahl der Befragten denken, dann wirkt das aberwitzig.
Last but not least, – darauf verweisen vor allem Feministinnen, denen dieses Resultat nicht gefallen kann – , haben wir es womöglich mit einer Form von «falschem Bewusstsein» zu tun?
- Die Frauen fühlen sich subjektiv zwar gut
- Objektiv gesehen geht es ihnen aber schlecht – sie merken es einfach nicht
Eine schwierige Hypothese. Wenn Politiker davon ausgehen, dass die Menschen nicht erwachsen genug sind, den Ernst ihrer Lage selber zu beurteilen, dann sagt das weniger über diese Menschen aus als über die Politiker, die solches denken.
- Dahinter steckt eine autoritäre, letzten Endes gefährliche Annahme,
- weil sie den Politikern das Recht zu geben scheint, sich über die Wünsche ihrer Wähler hinwegzusetzen – zumal diese selbst nicht wissen, was ihnen guttut
Solche Politiker führen ihre Wähler irgendwann in die Knechtschaft.
Stattdessen wäre es Zeit, sich einzugestehen, dass es besonders im Westen den Menschen einfach gut geht – Männern, Frauen und allen übrigen Geschlechtern, sofern sie sich selbst als solche betrachten.
Goethe in Italien. Meister des Glücks.
Oder um es mit Johann Wolfgang von Goethe zu sagen, dem Olympiker eines guten Lebens:
«Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück; denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück».
Ich wünsche Ihnen einen rundum glücklichen Tag
Markus Somm
PS. Martin Schröder, Wann sind Frauen wirklich zufrieden? Überraschende Erkenntnisse zu Partnerschaft, Karriere, Kindern und Haushalt, Bertelsmann München, 2023.