Printausgabe
Wer privat fliegt, schützt das Klima
Marian Kamensky
Es gilt bekanntlich, den CO2-Ausstoss zu verringern, um das Klima zu retten und uns alle davor zu bewahren, dass aus unserem Globus ein einziger Grillrost wird, der uns schon bald kollektiv versengt. An oberster Stelle heisst das: Aufs Fliegen verzichten. Denn Flugzeuge verballern Schadstoffe à discrétion. Die Klimakleber erinnern uns immer wieder daran: Wer zum Vergnügen in der Welt herumjettet, tötet indirekt seine eigenen Kinder. Kurz und gut: Ein Flugzeug zu besteigen, ist böse. Genauso gut könnte man sein Kind Adolf taufen. Oder vielleicht sogar noch eher.
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März-Ausgabe 2023:
Luisa und Yannick, ein Pärchen aus Deutschland, aktiv bei der Gruppierung «Letzte Generation» und gelegentlich bei illegalen Strassenblockaden zu beobachten, finden das natürlich auch. Dennoch verschwanden die beiden im vergangenen November in die Ferien nach Thailand und danach nach Bali. Schwimmend erreichten sie diese Ziele nicht, sie flogen. Praktisch war der Trip auch, weil sie so eine Gerichtsverhandlung gegen sich verpassten.
Nun fragt man sich natürlich, wie das zusammengeht: Sich zur Rettung des Klimas an den Asphalt pappen, dem gemeinen Bürger Verzicht predigen und danach selbst um die halbe Welt fliegen. Luisa und Yannick schweigen dazu. Vielleicht haben sie keinen Handyempfang, weil sie gerade zum Nordpol unterwegs sind. Aber für solche Fälle hat man ja seine organisierten Botschafter. Ein Sprecher der «Letzten Generation» hat auf Anfrage einer Zeitung so reagiert:
«Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man auseinanderhalten können.»
Die Rechtfertigung ist interessant. Demnach kann ich also auch einen SUV kaufen, vier Mal pro Jahr mit dem Helikopter ins Tessin fliegen und mir täglich den Drei-Kilo-Burger aus dem Bistro um die Ecke gönnen – solange ich das als Privatperson tue. Dann verpufft das CO2 nämlich schadlos, und der SUV bläst reines Rosenwasser aus dem Auspuff. Ein Klimaschützer in einem Sitz der «Thai Airways» ist pures Gift fürs Klima. Bucht man aber als Privatperson, wird das Kerosin umgehend abgelassen und Wasser getankt. Jesus oder ein Stoffumwandler aus einer anderen Religion sorgt dann umgehend dafür, dass das Ding dennoch fliegt.
Aber eine letzte Frage doch noch: Kann man einen Flug denn auch anders buchen als in Form einer Privatperson? Oder einen Burger essen?