Mein Freund Fabian will unbedingt eine weitere Flasche Wein öffnen. Aus Angst. Nicht wegen des puren Vergnügens, sich die Sinne zu vernebeln. Just am heutigen Tag hat er seinen neuen Mietvertrag für eine Fünf-Zimmer-Wohnung unterschrieben, an welchem der Bastien Girod mit seinen Grünen Massnahmen gegen die Wohnungsnot fordert. Das Gutmenschentum will uns nun endlich auch in die Wohnungen hineinregieren. Singles, zu denen Fabian unfreiwillig gehört, sollen in urbanen vier- oder fünf-Zimmer-Wohnungen nicht mehr erwünscht sein. Da reicht es nicht, wenn Fabian seinen Bioabfall im Gemeinschaftskompost der Natur zurückgibt und einmal im Jahr hilft, die Würmer umzuschichten.
Kindergärtnerin Klaus
Girod dürfte das viel zu wenig sein. Nach ihm müsste man mindestens so eng zusammenleben wie die Würmer im Kompost. Und diese fühlten sich dabei schliesslich auch wohl. Fabian nimmt einen kräftigen Schluck Rotwein. Nur das macht ihm den Gedanken erträglich, Girod könnte eines Tages an seiner Tür klingeln. Im Schlepptau eine, dank Waffenlieferungen, aus der Heimat gebombte Ukrainerin. Dazu ein altes Ehepaar, einen Soziologiestudenten im 24. Semester und eine transgenderte Kindergärtnerin mit Namen Klaus.
Nach Überprüfung und Feststellung der katastrophalen Ausnützungsziffer von Fabians Wohnsituation droht ihm Bastien Girod mit dem Ausschluss aus dem Kompostverein. Er müsse zumindest zwei weitere Personen aufnehmen, wird ihm mitgeteilt. Die junge Ukrainerin könne nur einzeln übernommen werden, wenn sich Fabian verpflichte, im Laufe des Jahres Drillinge mit ihr zu zeugen.
Veganer Hund
Fabian bekämpft seine Angst weiter mit Rotwein und fragt mich lallend und schielend: «Willst nicht du zwei bei mir einziehen?» Angesichts seines künftigen Gartensitzplatzes ein verlockender Gedanke. Allerdings würde das in meine aktuelle Wohnung ein Quotenloch reissen. «Vielleicht reicht den Grünen ein Hund als Mitbewohner», schöpft Fabian neuen Mut und genehmigt sich einen weiteren Schluck Wein. Wir beschliessen, Bastien Girod zu fragen. Wenn wir ihm gleichzeitig versprechen, ihn, also den Hund, vegan zu ernähren, ist er vielleicht einverstanden.