Printausgabe
Von der Baustelle zum schmucken Öklo
Michael Hug
Die Delegation der eidgenössischen Räte für Allgemeine Sitzgelegenheiten (DERAS) weilte kürzlich in Österreich. Unter anderem wurden Fragen zur Zusammenarbeit im Bereich Ökologie, Recycling und Obstipation ausgetauscht. Der österreichische Minister für Nachhaltigkeit stellte am Wiener Bahnhof Praterstern ein «Öklo» vor. Mit sichtlichem Stolz erklärte Hofrat Grabner die Vorzüge des nachhaltigen Öko-Klos: «Unser Häuserl ist klein und fein, zudem nachhaltig und 100 Prozent hygienisch!»
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März-Ausgabe 2023:
Darauf angesprochen, dass das Öko-Häuschen eigentlich nicht neu sei, weil Aborte dieser Art in den Achtzigerjahren zu Hunderttausenden auf Baustellen in der Schweiz zum Einsatz kamen, meinte Hofrat Grabner: «Dabei handelte es sich um unausgereifte Vorläufer unseres nachhaltigen Klos. Das Öklo ist eine durchdachte und erprobte Weiterentwicklung, die mit dem Schweizer Original nicht viel gemeinsam hat.»
Die Schweizer Delegationsleiterin meinte darauf, dass sie keinen bedeutenden Unterschied sehe. Beim Schweizer Baustellenmodell wie beim österreichischen Öklo werde die Notdurft in einen offenen Behälter, sei es eine Grube oder eine Holzkiste, durch ein Loch und ohne Umwege, bzw. Siphon, erledigt. Dass dies aufgrund der Fermentationsvorgänge mitunter zu intensiven Geruchsemissionen führe, sei bei keinem Modell vermeidbar. «Meinem Vater, der Maurerpolier war, graute jeweils vor dem Stuhlgang, weil es im Sommer dermassen stank, dass er den Atem anhalten musste, was aber bei längeren Sitzungen nicht ausreichte.»
Die Baustellenaborte wurden deshalb nach und nach vom Markt genommen und durch innovative Entwicklungen vom Typ «Toi Toi» ersetzt. Der Hofrat dazu: «Toi Tois riechen zwar recht angenehm, sind gleichwohl nicht nachhaltig. Sie werden aus Kunststoff gebaut und funktionieren nur durch massiv umweltschädlichen Einsatz von starken Chemikalien.»
Das Öklo hingegen sei aus Bio-Holz gefertigt und wandle sämtliche Exkremente komplett und ohne Zusätze in Bio-Dünger um, so Grabner. Das Fermentationsprinzip des Öklo sei jedoch noch geheim, weil man zurzeit noch auf die Prüfung durch das Landespatentamt warte. Das dauere seine Zeit, weil zur Zertifizierung des Systems mindestens 1 000 Stuhlgänge nötig seien. Zurzeit sei der Prüfungsprozess indes unterbrochen, weil die Zersetzung des Stuhls im Winter aus physikalisch-meteorologischen Gründen nur schleppend vor sich gehe, so Hofrat Grabner.