Feministischer Streik

Viermal weniger Teilnehmer als behauptet

image 15. Juni 2023 um 11:45
Auch die Bundesrätin streikt: Elisabeth Baume-Schneider (SP) mit SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. 300'000 Teilnehmerinnen werden es aber nicht gewesen sein, die mit ihnen gestreikt haben. (Bild: Keystone)
Auch die Bundesrätin streikt: Elisabeth Baume-Schneider (SP) mit SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. 300'000 Teilnehmerinnen werden es aber nicht gewesen sein, die mit ihnen gestreikt haben. (Bild: Keystone)
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) meldete gestern Abend, 300’000 Personen hätten am «feministischen Streik» teilgenommen. Wer die Berichterstattung verfolgt und einen Augenschein genommen hat, kommt auf ganz andere Zahlen.
120’000 Teilnehmer in Zürich, 50’000 in Basel, ebenso viele in Bern, 40’000 in Lausanne und 30’000 in Genf. So viele Personen hätten am «feministischen Streik» teilgenommen, meldete «Sozialismus.ch» (Link). Zusammen mit 10’000 in Fribourg zählte die Webseite in Übereinstimmung mit dem Gewerkschaftsbund insgesamt mehr als 300’000 Teilnehmer. Das sei ein grosser Erfolg (obwohl bereits diese Zahl um 200’000 tiefer wäre als die 2019 behauptete halbe Million Teilnehmer).
Doch die Rechnung hält einer Überprüfung nicht stand. Die 120’000 behaupteten Teilnehmer in Zürich waren gemäss «NZZ» fast zehnmal weniger zahlreich, nämlich 15’000 (Link). Dies entspricht auch den Beobachtungen der Polizei (Link).
Ähnliches Zahlenwirrwarr in Bern: Selbst die Tamedia-Redaktion vermeldete 10’000 statt der behaupteten 50’000 Teilnehmer (Link). Diese Schätzung könnte noch zu hoch sein. Der Bundesplatz war nämlich nicht einmal ganz gefüllt, wie ein Video der Basler Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne) zeigt (Link). Der Bereich vor der Nationalbank und die Strasse vor dem Bundeshaus blieben ebenso frei wie die Bundesgasse, die in Erwartung viel höherer Teilnehmerzahlen abgesperrt worden war.
Gemäss «Tamedia» haben in Basel ebenfalls nur «knapp 9000» Personen demonstriert. Diese Zahl liegt nur wenig unter der Meldung des WOZ-Journalisten Renato Beck, der von 10’000 Teilnehmern berichtete – und seine Schätzung plötzlich verfünffachte, als die Veranstalter von 50’000 berichten (Link)
In Genf waren es selbst nach den Organisatoren nur 20’000, wie die Zeitung «Le Temps» meldete (Link). 15’000 Demonstranten vermeldete das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS (Link). Gemäss der Polizei waren es allerdings bloss 8500.
In Lausanne meldete die Polizei 25’000 Teilnehmer statt 40’000, wie von den Gewerkschaften behauptet wurden. Tamedia zählte sogar nur 20’000 Demonstranten. In Freiburg sind es statt der 10’000 gemäss RTS nur 6000.
Was bedeutet das insgesamt? Wer die tatsächlichen von Polizei oder Medien gemeldeten Zahlen zusammenfasst, kommt auf maximal 68’500 Demonstranten in den Städten Zürich, Basel, Bern, Genf, Lausanne und Freiburg. Das sind mehr als viermal weniger als von den Organisatoren behauptet – und fast zehnmal weniger als 2019 am Frauenstreik teilgenommen haben sollen.

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