Mir fällt es immer im Bergdorf auf, in dem ich seit Jahren meine Sommerferien verbringe, ein Paradies zum Mountainbiken: Jedes Jahr steigt der Anteil derjenigen, die elektrisch unterwegs sind. Ich gehörte bis vor Kurzem zu den Ewiggestrigen, die meinten, Mountainbikes seien Sportgeräte. Ich war der ignoranten Ansicht, dass der Zweck eines berggängigen Fahrrades darin besteht, mit reiner Muskelkraft den Berg hoch- und danach wieder runterzufahren, quasi Wandern auf Rädern. Aber jetzt weiss ich: Mountainbiken ist auch für Leute, die das nie im Leben schaffen würden! Endlich sind die diskriminierenden Zeiten vorbei, wo alte und faule Menschen fürs Radeln ins Flachland verbannt wurden.
Strom aus Atom
Aber E-Mountainbikes, diese wunderbaren individuellen Seilbahnen, sind zum Glück nur die Spitze des Eisbergs. E-Bikes, die lautlosen, heiligen Mofas des 21. Jahrhunderts, sind auch in den Niederungen unseres Landes im Trend. Denn sie sind klimafreundlich und nachhaltig: der Atomstrom für ihre Akkus stammt meist aus einheimischer Produktion. Die Herstellung eines E-Bikes verursacht zwar etwa 35 % mehr Ressourcen und Energie als ein normales Velo, was umgehend durch die eingesparte Muskelkraft kompensiert wird!
Seniorenvelo
Kein Wunder, steigen immer mehr vom Velo aufs E-Bike um. Okay, es wechseln kaum Leute vom Auto aufs E-Bike; aber deshalb zu behaupten, E-Bikes seien keine umweltfreundlichen Autos, sondern umweltschädliche Velos, ist eine bösartige Unterstellung von missgünstigen Leuten, die sich einfach kein E-Bike leisten können.
Die Hemmschwelle, mit einem Motorvelo durch die Strassen zu kurven, ist aber unterdessen Gott sei Dank so tief wie der Kraftaufwand in der höchsten Unterstützungsstufe. Dein Nachbar macht auch keine blöden Sprüche mehr über dein «Seniorenvelo», weil er jetzt selber eins hat! Und damit auch unser Nachwuchs geschützt wird vor zu viel physischer Anstrengung, gibt’s jetzt auch E-Bikes für Kinder! Denn es ist erwiesen, wer körperlich erschöpft ist, bringt auch die nötige Konzentration fürs Gamen nicht auf.
Es ist wahrlich eine erfreuliche Entwicklung! Heute staunen meine Kinder, wenn ich ihnen erzähle, dass es früher keine Handys gab. Und morgen erzählen die ihren Kindern, dass früher Velos noch keinen Motor hatten. Deshalb bin ich auch für die Mitmenschen zuversichtlich, welche heute noch zum Spazieren verdammt sind, weil Wandern über ihre Kräfte geht. Bald werden sie sich spezielle strombetriebene Gestelle um Hüfte und Beine schnallen können. Nach Nordic Walking heisst es dann: «E-Hiking – und es läuft wie von selbst!».
Es lebe die Natur
Und das Schöne: E-hiker und E-Mountainbiker werden sich dereinst auch nicht mehr in die Quere kommen, weil durch den Wegfall der Gletscher ganz viel Gelände frei geworden sein wird. Wahrlich ich sage euch, es lebe die Natur, es lebe die Mobilität, es lebe der technische Fortschritt!
Aber was passiert bei einer Strommangellage oder einem totalen Blackout? Ganz einfach: dann laden wir unsere E-Bikes eben selber zuhause wieder auf – auf dem Hometrainer!