Vanessa Meury: «Klimaschutz funktioniert nicht ohne Kernenergie», Feusi Fédéral, Ep. 28
Die Präsidentin des Energie Clubs Schweiz will das AKW-Verbot aus dem Gesetz streichen und die Stromversorgung der Schweiz mit Mini-AKWs sicherstellen.
«Die Energiestrategie geht nicht auf», findet Vanessa Meury. «Man kann den Wegfall der Atomkraftwerke nicht nur mit erneuerbaren Energien ersetzen.» Man habe bei der Ausarbeitung vor fünf Jahren zu wenig berücksichtigt, dass man für den Klimaschutz auch noch aus der fossilen Energie für Heizungen und den Verkehr, also Öl und Gas, aussteigen sollte. Meury präsidiert den Energie Club Schweiz, der sich für eine sichere, saubere und bezahlbare Energieversorgung einsetzt (Link).
Stromabkommen löst das Problem nicht
In Deutschland sehe man, dass es mit der Solarenergie und Wind allein nicht funktioniere. «Sie mussten mittlerweile auf Gas- und Kohlekraftwerke zurückgreifen.» Ein Stromabkommen würde das Problem der Schweiz ebenfalls nicht lösen. «Denn wenn kein Strom produziert wird, dann kann man auch keinen Strom in die Schweiz liefern.»
«Niemand weiss, wie man den Strom aus den Atomkraftwerken ersetzen kann, und schon gar nicht, woher der Strom kommen soll, wenn wir beim Verkehr und beim Heizen aus den fossilen Energien aussteigen wollen», sagt Meury. Dem Energie Club Schweiz gehe es darum, dass nicht in einen Black-out hineinzugeraten. «Wir brauchen das für unseren Lebensstandard und für die Wirtschaft.» Und betreffend Klimaschutz will Meury den fast CO2-freien Strommix aus Wasserkraft und Atomenergie beibehalten.
Doch wie soll das gehen? «Zuerst sollten wir das Verbot für Rahmenbewilligungen für neue Atomkraftwerk aus dem Energiegesetz streichen», findet Meury. Dieses wurde mit der Energiestrategie 2017 eingeführt.
«Mini-AKWs sind die Lösung»
Und dann bauen wir neue Atomkraftwerke? Es sei nicht die Idee, die gleichen Atomkraftwerke wieder neu zu bauen, erklärt Meury. Die Forschung sei auch in diesem Bereich weiter. «Es gibt Mini-AKWs, die sind die Lösung.»
Aber dauert das nicht zu lange? Das sei nicht so, sagt Meury. In Abu Dhabi habe man in zehn Jahren vier kleine Atomkraftwerke gebaut. Das sei möglich, wenn das absolute Verbot aus dem Energiegesetz gestrichen werde.
«Gaskraftwerke widersprechen dem Klimaziel»
Am letzten Sonntag hat ein Lobbyverband vorgeschlagen, 2000 kleine Gaskraftwerke zu bauen. «Gaskraftwerke widersprechen unserem Klimaziel», sagt Meury. «Die einzige mögliche Option in Anbetracht der Klimadebatte ist eine Diskussion über Atomkraft.» Sie sei Atomkraft eine sichere und zuverlässige Bandenergie. «Klimaschutz funktioniert nicht ohne Kernenergie.»
Das Argument, dass niemand in AKWs investiere, sei falsch. Zahlreiche Länder, darunter Frankreich bauten die Kernkraft aus, genau wegen des Klimaschutzes. «Wenn die Grünen netto null bis 2050 fordern und gleichzeitig Gaskraftwerke gegen die Mangellage einsetzen wollen, dann ist das unehrlich politisiert.»
Die Kosten für so ein Mini-AKW von fünf Milliarden Dollar seien vertretbar. «Die gleiche Leistung in Solarpanels würden gemäss Berechnungen zwanzig Milliarden Dollar kosten», sagt Meury.
«Abfallproblem ist gelöst»
Das Problem des Abfalls ist für Vanessa Meury gelöst. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) habe zwei Standorte gefunden. Zudem falle sehr wenig davon an. «Der Abfall des ganzen Lebens einer Person passt in eine Colabüchse.» Die Atomenergie sei die einzige Lösung, mit der man die Stromversorgung sicherstellen und das Klimaziel erreichen könne.