Die Themen diese Woche:
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Klimaschutz in Belém: Willkommen in Utopia!
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Windräder töten jedes Jahr über eine Million Fledermäuse
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Atomkraft ist Teil der Aargauer Energiestrategie
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Klimakonferenz ausrichten? Nein danke!
Klimaschutz in Belém: Willkommen in Utopia!
Worum geht es?
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An der Uno-Klimakonferenz in Belém geht es in diesen Tagen einmal mehr darum, das Klimaabkommen von Paris umzusetzen.
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Dieses Abkommen wurde vor genau zehn Jahren verabschiedet (siehe hier). Angepeilt wurde damals eine Abnahme des weltweiten Klimagas-Ausstosses um 45 Prozent bis 2030, damit sich die Erde nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt.
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Doch nun erhöht sich dieser Ausstoss bis 2030 sogar, wie der «Production Gap Report 2025» des Stockholm Environment Institute voraussagt (siehe hier).
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Demnach bläst die Menschheit 2030 voraussichtlich satte 25 Prozent mehr CO₂ und andere Klimagase in die Luft, verglichen mit 2015.

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Die Zunahme ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Welt immer mehr fossile Brennstoffe benötigt. So nimmt die weltweite Kohlenutzung laut dem «Production Gap Report» bis 2030 um geschätzte 30 Prozent zu, die Ölnutzung um 25 Prozent und die Gasnutzung sogar um 40 Prozent. Von «Peak Oil» ist da also keine Spur (siehe hier).
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Auch dieses Jahr ist der CO₂-Ausstoss gegenüber dem Vorjahr wieder um 1,1 Prozent gestiegen (siehe hier)
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Damit ist klar: Die Ziele des Pariser Klimaabkommens werden mit grosser Wahrscheinlichkeit kolossal verfehlt.
Kommentar: Der sogenannte Klimaschutz, wie er derzeit in Belém verfolgt wird, versagt auf der ganzen Linie. 2015 schrieb ich nach der Verabschiedung des Pariser Abkommens in der «Weltwoche»: «Zu erwarten, dass der jetzige Beschluss irgendeine Auswirkung auf den globalen CO₂-Ausstoss hat, ist töricht. (...) Selten wurde Weltpolitik so weltfremd zelebriert wie jetzt in Paris. Willkommen in Utopia!»
Ich verfügte damals nicht etwa über hellseherische Fähigkeiten. Vielmehr war es offensichtlich, dass dieses Abkommen zu nichts führen wird. Doch allen Misserfolgen zum Trotz fährt die Staatengemeinschaft bis heute mit dem unsinnigen Konferenz-Ritual fort. Es ist Zeit für eine Neubesinnung.
Windräder töten jedes Jahr eine Million Fledermäuse

Worum geht es?
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Laut einer Studie im Fachblatt «Nature Reviews Biodiversity» bringen Windräder jedes Jahr mehr als eine Million Fledermäuse um (siehe hier). Viele Fledermausarten gelten als gefährdet.
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Die Studie ging den Auswirkungen der Windkraft auf die Biodiversität nach. Verfasst wurde sie von Wissenschaftlern vom US Geological Survey, von Universitäten und von Naturschutzorganisationen.
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Die Studie beschreibt auch die Tötung von Vögeln und Insekten durch Windkraftanlagen. Solche Anlagen seien ein «wichtiger Treiber für den Verlust und die Degradierung von unersetzlichen Lebensräumen, die für den Naturschutz wichtig sind».
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Windturbinen könnten auch das Verhalten von Wildtieren verändern und zu Verlust, Veränderung und Fragmentierung von Lebensräumen führen.
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Die Studie bestätigt eine Information des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, wonach weltweit jährlich Millionen von Fledermäusen durch Windräder getötet werden, davon alleine 200’000 in Deutschland und 500’000 in den USA (siehe hier).
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Die Studienautoren schlagen Massnahmen vor, mit denen die Folgen der Windturbinen auf die Biodiversität abgeschwächt werden könnten. Eine Massnahme ist, Turbinen bei einem hohen Aufkommen von Fledermäusen oder Vögeln abzustellen. Allerdings geht dann auch der Stromertrag zurück – laut einem Bericht von CNN in manchen Gegenden um über zehn Prozent (siehe hier).
Kommentar: Man stelle sich vor, was in den Medien los wäre, wenn bekannt würde, dass Atomkraftwerke oder Wasserkraftwerke jährlich eine Million Tiere töten: Die Redaktionen würden ganze Zeitungsseiten frei machen, um darüber zu berichten. Doch in diesem Fall: nichts! Die erwähnte Studie wurde in den deutschsprachigen Medien totgeschwiegen. Es passt nun einmal nicht in das Narrativ von Journalisten, dass erneuerbare Energien schädlich für die Natur sind.
Atomkraft ist Teil der Aargauer Energiestrategie

Worum geht es?
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Die Aargauer Regierung will die Voraussetzungen für neue Atomkraftwerke im Kanton prüfen (siehe hier).
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Das hält sie in der neuen kantonalen Energiestrategie «energieAARGAU» fest. Diese soll die Voraussetzungen für neue Kernkraftwerke an den bestehenden AKW-Standorten Beznau und Leibstadt schaffen – unter der Voraussetzung, dass das gesetzliche Neubauverbot für AKW in der Schweiz fällt. Verantwortlich dafür ist FDP-Regierungsrat Stephan Attiger.
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Die Energiestrategie sollte ursprünglich nur die Forschung zur Atomkraft fördern. Doch im letzten Juni sprach sich das Kantonsparlament mit 72 gegen 63 Stimmen für den Bau neuer Atomanlagen im Kanton aus (siehe hier).
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Obwohl die Regierung damals gegen den entsprechenden Vorstoss war, hat sie nun den Willen des Parlaments in der neuen Energiestrategie berücksichtigt.
Kommentar: Der Kanton Aargau macht es vor: Eine Strategie für die Energieversorgung muss zwingend auf Kernenergie setzen, wenn sie umsetzbar sein soll. Als Bewohner des «Atomkantons» bin ich stolz, dass «meine» Regierung die Zeichen der Zeit erkannt hat. Nun ist zu hoffen, dass auch national etwas geht: Der Bund sollte sich den Aargau zum Vorbild nehmen und dafür sorgen, dass nicht nur das Neubauverbot aufgehoben wird, sondern die Gewinnung von Atomstrom Aufnahme in die Energiestrategie 2050 findet.
Um zum Schluss noch dies:

Noch ist die Klimakonferenz in Belém im Gang, und schon ist ein Gerangel um die Austragung im nächsten Jahr entstanden: Sowohl Australien wie die Türkei wollen die COP 31 durchführen und streiten sich nun, wer den Zuschlag bekommt. Kommt es zu keiner Einigung, muss die Konferenz in Deutschland stattfinden, weil die UN-Klimarahmenkonvention dort ihren Sitz hat.
Nur: Deutschland will das um jeden Preis verhindern. «Wir müssten, aber wir wollen nicht», erklärte Staatssekretär Jochen Flasbarth (siehe hier). Denn die Vorbereitung der Konferenz innerhalb von zwölf Monaten würde die straffe deutsche Bürokratie überfordern.
Diese Bürokratie zerstört mittlerweile also nicht nur immer mehr die Wirtschaft, sondern macht den Deutschen auch beim Klimaschutz, dem sie ja eigentlich so zugetan sind, einen dicken Strich durch die Rechnung.
Nachtrag: Vor zwei Wochen berichtete ich an dieser Stelle über eine Abstimmung unter den Studenten der Universität Basel. Entschieden wurde, ob die Mensa der Uni aus Klimaschutz-Gründen nur noch vegane Speisen anbieten soll (siehe hier). Inzwischen liegt das Resultat vor: Die offensichtlich überwiegend linke Studentenschaft hat der Forderung nach einem ausschliesslich pflanzlichen Angebot in der Mensa tatsächlich zugestimmt, mit 52,6 Prozent Ja (siehe hier).
Umgesetzt wird der Entscheid aber nicht, denn die Leitung der Uni hat ihr Veto eingelegt. Dem Rektorat sei es ein Anliegen, dass sich alle Angehörigen an der Universität Basel «so ernähren können, wie sie es möchten», liess Sprecher Matthias Geering ausrichten. So geht Minderheitenschutz in Zeiten des Klimawahns!
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Alex Reichmuth
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