Die Fakten: Seit dem Amtsantritt der neuen Direktorin des Universitätsspitals Zürich Monika Jänicke vor zwei Jahren (siehe hier) haben auffällig viele Frauen in hohen Führungsfunktionen das Universitätsspital Zürich (USZ) verlassen. Der Führungsstil der Chefin ist offenbar ein Hauptgrund für die vielen freiwilligen und unfreiwilligen Abgänge. Das sagen zumindest ehemalige Mitarbeiterinnen, mit denen der «Nebelspalter» gesprochen hat.
Warum das wichtig ist: Das USZ ist mit über 10’000 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 1,6 Milliarden Franken eines der grössten öffentlichen Spitäler der Schweiz und ein bedeutender Arbeitgeber im Kanton Zürich (siehe hier). Wenn in der Führung dieser Institution etwas schiefläuft, muss das die Öffentlichkeit interessieren.
Das Zitat: «Monika Jänicke hat viel Schaden angerichtet. Sie hat die Unternehmenskultur verändert, aber nicht zum Guten. Kritisch zu sein, ist nicht gefragt.» (Eine ehemalige Führungskraft am USZ, die vom Verhalten der Spitalchefin betroffen war)
Die Vorgänge:
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Der «Nebelspalter» weiss von mindestens zwölf ehemaligen USZ-Mitarbeiterinnen in hohen Führungsfunktionen, die das Spital seit dem Amtsantritt von Monika Jänicke im Juni 2023 verlassen haben. Die Liste soll in Wahrheit noch viel länger sein. Gemäss Insidern handelt es sich um auffällig viele Abgänge. Bei männlichen Führungskräften gebe es keine solche Häufung.
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Drei dieser Abgänge betreffen Frauen, die ehemals der neunköpfigen Spitaldirektion angehörten. Ansonsten geht es um ehemalige Führungskräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen des Spitals.
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Der «Nebelspalter» konnte sich mit mehreren der betroffenen ehemaligen Mitarbeiterinnen unterhalten. Diese werfen Monika Jänicke vor, für eine schlechte Unternehmenskultur mitverantwortlich zu sein oder sogar Mobbing gegenüber Frauen in Führungspositionen ausgeübt zu haben.
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Laut den Ausführungen der kontaktierten ehemaligen Mitarbeiterinnen ist einem Teil der erwähnten Frauen gekündigt worden. Andere sind faktisch zu einem Abgang gezwungen worden. Wieder andere sind freiwillig gegangen, weil ihnen das Arbeitsklima nicht mehr zusagte.
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Ein ehemaliges Mitglied der Spitaldirektion soll sich wegen des erlebten Arbeitsklimas oder wegen einer Kündigung juristisch gegen das USZ gewehrt haben – angeblich mit Erfolg.

Die Vorwürfe im Detail:
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Frauen in Führungspositionen würden am USZ nicht gefördert und in einzelnen Fällen gezielt ausgebremst.
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Männer könnten sich am Unispital mehr erlauben als Frauen.
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Monika Jänicke habe ein Problem mit starken, kompetenten Frauen, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin.
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«Ich bin kalt gestellt worden und konnte meinen Job de facto nicht mehr machen», sagt eine andere Frau.
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Generell wird von Vorkommnissen berichtet, die unter den Begriff Mobbing fallen könnten: Vorenthalten von Informationen, keine Wertschätzung, Abkanzeln, etc.
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Monika Jänicke sei ganz klar «Teil des Problems», sagt eine der Frauen. Sie erzeuge am Spital eine «Angstkultur», berichtet eine andere Frau.
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Mehrere Frauen sagen, sie hätten versucht, die Situation zu verbessern – etwa in einem Gespräch mit der Chefin. Doch das habe nichts genützt.
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Es sei eine «traurige Sache», dass so viele Frauen in Führungspositionen das USZ verlassen hätten, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin – denn diese seien sehr engagiert gewesen. Der Abgang so vieler «Top-Frauen» bedeute einen «grossen Know-how-Verlust» für das Spital, meint eine andere.
Die Reaktion des Universitätsspitals: Der «Nebelspalter» fragte beim USZ nach den Gründen für die gehäufte Zahl von Abgängen weiblicher Führungskräfte und wollte wissen, ob Spitaldirektorin Monika Jänicke ein Problem mit weiblichen Führungskräften habe. Weiter wollte der «Nebelspalter» in Erfahrung bringen, wie das Spital und Jänicke auf den Vorwurf reagieren, für eine schlechte Unternehmenskultur und Mobbing verantwortlich zu sein.
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In einer schriftlichen Stellungnahme schreibt Marcel Schlatter, Leiter der Medienstelle des USZ, dass der Verdacht «unbegründet» sei. Der Vorwurf, das Unispital habe ein Frauenproblem, sei «gaga».
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Der Anteil von Frauen in Führungsfunktionen sei unter Jänicke sogar leicht gestiegen. «Mehr als die Hälfte aller Kaderpositionen am USZ sind heute von Frauen besetzt.»
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Vielfalt, Chancengleichheit und die gezielte Förderung von Frauen in Führungsrollen gehörten ausdrücklich zu den Zielen von Monika Jänicke und des USZ. Beim gesamten Personal liege der Frauenanteil bei über 70 Prozent. (Anmerkung: Schweizweit beträgt der Frauenanteil beim Personal von Spitälern 74 Prozent.)
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Ein signifikanter Anteil der erwähnten personellen Veränderungen seien «auf Pensionierungen, persönliche Entscheide und (...) berufliche Neuorientierungen zurückzuführen».
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In der Anfrage an das USZ war ein einziger Name einer ehemaligen weiblichen Führungskraft erwähnt. Schlatter reagiert so: «Ausgehend von einer enttäuschten ehemaligen Mitarbeiterin eine generelle Frauenthematik zu konstruieren, erscheint mir eine etwas gar steile These.» Der «Nebelspalter» habe sich von dieser Frau «von den Karren spannen lassen». Die Redaktion hatte aber nie Kontakt mit dieser Frau.
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Ein persönlicher Kontakt mit Monika Jänicke, etwa in Form eines Telefongesprächs, kam nicht zustande – dies, obwohl der «Nebelspalter» sehr gerne mit ihr gesprochen hätte.
Rückmeldungen
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Alex Reichmuth
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