Somms Memo #38 – Freedom Day for Switzerland

image 2. Februar 2022 um 11:00
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Warum das wichtig ist: Dänemark ist das erste Land in der EU, das in die Normalität zurückkehrt. Zuvor haben Grossbritannien, die Niederlande, Frankreich und Irland ihr Abwehrdispositiv gelockert. Unsere Regierung zögert. Wovor hat sie Angst?

Dänemark, das progressivste Land Europas. Nachdem die Regierung am Dienstag die Pandemie offiziell beendet hatte, wandte sich Mette Frederiksen, die Ministerpräsidentin, an die Dänen:
«Wir sagen Auf Wiedersehen zu den Beschränkungen und Willkommen zu dem Leben, das wir vor Corona kannten.»
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Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.
Per sofort befindet sich Dänemark nicht mehr im Ausnahmezustand. Corona, so die Behörden, stelle «keine gesellschaftskritische Bedrohung» mehr dar. Alles, was die Regierung – wie praktisch alle Regierungen im Westen – eingeführt hat, um die Seuche einzudämmen, wird abgeschafft:
  • Zertifikate müssen nirgendwo mehr gezeigt werden – es sei denn, ein Veranstalter bestehe darauf. Es entscheiden die Privaten, nicht der Staat
  • Obergrenzen für private oder öffentliche Versammlungen verschwinden
  • Die Maskenpflicht gilt generell nicht mehr – weder im ÖV noch in Restaurants oder in der Öffentlichkeit. Wer will, kann sie tragen. Niemand muss
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Im Gegensatz zu dem, was unserem Bundesrat, insbesondere dem federführenden Gesundheitsminister Alain Berset vermutlich vorschwebt, – wir erfahren es heute Nachmittag – hat sich die dänische Regierung für den vollständigen und unverzüglichen Ausstieg aus Corona entschieden. Ohne Papperlapp, ohne Fisimatenten.
Frederiksen streckt nicht vorsichtig eine Zehe ins Becken, um die Temperatur zu erspüren, sondern sie springt ins kalte Wasser – während wir bei Berset nie ganz sicher sind, ob er überhaupt je wieder schwimmen will.
Das ist bemerkenswert. Denn Frederiksen ist genauso wie Berset Sozialdemokratin und sie steht einem Kabinett vor, das aus 20 sozialdemokratischen Ministern besteht. Die dänische Sozialdemokratie beherrscht das Land, wenn ihr auch im Parlament die Mehrheit fehlt. Stattdessen wird Frederiksens Minderheitsregierung von verschiedenen (in der Regel linkeren) Parteien toleriert.
Es handelt sich um eine erstaunliche Regierung, es handelt sich um eine mutige Regierung. So hat sie sich auch dazu entschlossen, die dänische Immigrationspolitik auf den Kopf zu stellen. Kein Land in Europa – rechts oder links regiert – hat das bisher so entschlossen gewagt.
  • Asylbewerber werden systematisch davon abgehalten, auch nur nach Dänemark zu kommen. Kritiker sprechen von «Abschreckung»
  • Sie wirkt aber: 2020 stellten noch 1500 Einwanderer ein Asylgesuch in Dänemark, in der Schweiz waren es zur gleichen Zeit 11 000
  • Mattias Tesfaye, der Integrationsminister, sagte unlängst in der NZZ: «Die Hälfte der Asylbewerber in Europa ist in keiner Weise schutzbedürftig, und es sind mehrheitlich junge Männer».
  • Seine Mutter stammt aus Dänemark, sein Vater aus Äthiopien. Und er ist ein Linker
Wenn Frederiksen mit Blick auf Corona «Auf Wiedersehen» sagt, dürfte sie ihre Worte mit Bedacht gewählt haben: Schon im letzten September hatte Dänemark sich als Corona-Ausstiegspionier versucht – und scheiterte. Alle Massnahmen hatte man in den Papierkorb geworfen – um sie wenig später wegen Omikron wieder hervorzukramen. Wie überall waren auch in Dänemark die Fallzahlen von neuem explodiert. Gut möglich also, dass auch die Dänen ihren zweiten «Freedom Day» irgendwann überdenken müssen.
Angesichts der jüngsten Erfahrungen mit Omikron – nicht nur in Dänemark, sondern überall auf der Welt – scheint das allerdings unwahrscheinlich.
Freedom Day for Switzerland. Wenn wir die Corona-Situation in Dänemark mit jener in der Schweiz anhand der Zahlen vergleichen, fällt es schwer zu verstehen, warum nicht auch wir das Corona-Regime sogleich und durchgehend aufheben.
Sehr geehrter Herr Bundesrat Berset, meine verehrten Damen und Herren im Bundesamt für Gesundheit, geschätzte Mitglieder der Panik Force: Schauen Sie nach Dänemark!
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  • Dänemark weist viel höhere Infektionszahlen aus als die Schweiz
  • Das ist der Fall, obwohl sich viel mehr Dänen haben impfen lassen, womit sich zeigt, was wir inzwischen empirisch gut abstützen können: die Impfung schützt nur bedingt vor Omikron
  • Selbst die Lage in den Spitälern ist in Dänemark nach wie vor angespannter als in der Schweiz. Viel mehr Dänen mussten sich wegen Corona ins Spital begeben, trotzdem beendet die dänische Regierung den Corona-Ausnahmezustand

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Freedom Day for Switzerland. Worauf wartet der Bundesrat? Oder wer hat die Freiheit erfunden?
Einem Land, das sich seit mehr als siebenhundert Jahren für den Freiheitsspezialisten schlechthin hält, stünde es gut an, hier voranzugehen.
Oder wie es der amerikanische Schriftsteller F. Scott Fitzgerald gesagt hat:
«Die Schweiz ist ein Land, wo sehr wenige Dinge beginnen, aber viele Dinge enden.»

Ich wünsche Ihnen einen guten Freiheitstag. Markus Somm

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