Printausgabe
Schweröl statt Kerosin
Jürg Kühni
Herr und Frau Schweizer sind besorgt ums Klima. Deswegen haben sie gemeinsam beschlossen, heuer aufs Fliegen zu verzichten (ausser natürlich für die jährlichen Kurztrips nach Paris und Dubai) und eine Kreuzfahrt zu unternehmen.
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März-Ausgabe 2023:
Um die 3 000 Gäste auf der «Paradise Now» kümmern sich 2 000 Angestellte. Das Personal-Passagier-Verhältnis beträgt 1 zu 1,5. Es ist zufällig der gleiche Betreuungsschlüssel wie in der Kita ihrer Lieblingsenkelin Jamie.
Das Personal ist nicht nur fleissig, sondern glänzt auch durch seine äussere Erscheinung, sodass die beiden manchmal Mühe bekunden, einen Angestellten von einem Gast zu unterscheiden. Herr Schweizer hält sich an die ungeschriebene Regel: «Gehört sein Hauttyp nicht zu den hellen – kannst du gern bei ihm bestellen.» Frau Schweizer findet das zwar empörend rassistisch, handhabt es aber auch so. Dafür gibt sie mehr Trinkgeld, je dunkler die Haut des Bediensteten ist. Das findet ihr Mann aber genauso rassistisch.
Am fünften Tag auf See gerät das friedliche Nord-Süd-Gefälle auf der «Paradise Now» ausser Kontrolle. Das Schiff kippt innert Minuten, das Gewicht des Schweröls, die schweren Klunker und protzigen Uhren der Herrschaften tun das Ihre und die 100 000 Bruttoregistertonnen sinken in die Tiefe. Sämtliche Passagiere und das gesamte Personal kommen um.
Immerhin haben die Schweizers die CO2-Emissionen ihrer Reise zu 100 % kompensiert. Und Enkelin Jamie wird zur Millionenerbin.