Somms Memo

Rekordzuwanderung in die Eliten: Sind wir einfach zu faul?

image 21. Juni 2023 um 10:00
Vorlesung an der Universität Zürich: Unsere Eliten sind Ausländer. (Bild: Keystone)
Vorlesung an der Universität Zürich: Unsere Eliten sind Ausländer. (Bild: Keystone)
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Die Fakten: 2022 sind netto 70'000 Menschen in die Schweiz gezogen. Warum das wichtig ist: Die vielen Einwanderer wandern auch in die Eliten ein. Hier stellen sie oft die Mehrheit. Das verändert die Politik – nicht zum Guten. Gemäss dem griechischen Historiker Herodot machten die Heloten über 80 Prozent der Bevölkerung von Sparta aus, jenem eigenartig frugalen, militaristischen, aber zugleich idealistischen Staat im antiken Griechenland:
  • Die Heloten waren Staatssklaven und bebauten das Land für die kleinen Herrenschicht der einheimischen Bürger. Sie schufteten und schwitzten in Vollzeitpensen,
  • damit ihre spartanischen Herren den Rücken freihatten, um sich mit Kriegen zu vergnügen oder im Fitnessstudio den Körper zu stählen; ein Leben zwischen Blutbädern und Aschenbahn, ab und zu lasen sie sich vielleicht dekadente Theaterstücke vor (aus Athen)
  • Um allerdings deutlich zu machen, wer der Boss war, erklärten die Spartaner ihren Heloten jedes Jahr symbolisch den Krieg

So weit sind wir in der Schweiz noch nicht, und gewiss, unsere zahllosenAusländer, die alles für uns erledigen – das Putzen unserer Häuser und das Führen unserer Weltkonzerne – sind keine Sklaven, sondern je nachdem sehr viel besser (oder sehr viel schlechter) bezahlt als wir selbst. Vor allen Dingen halten sie sich aus freien Stücken in der Schweiz auf. Wenn die Heloten von diesem Vergleich hörten, würden sie nur höhnisch mit ihren Ketten rasseln.

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Und dennoch gleichen sich die Verhältnisse irgendwie.
  • Die Spartaner waren sich genauso zu gut, um die anstrengenden Jobs auszuführen
  • Sie zogen es vor, vom Erbe ihrer Väter zu leben – und es zu vermehren. In ihrem Fall waren das die militärische Reputation und das Land, das sie auf der Peloponnes erobert hatten
  • Währenddessen wir unsere Aktienanlagen verwalten, an den Ferienhäusern im Engadin herumbasteln oder uns den Kopf zerbrechen, welche abgelegene Weltregion wir noch nicht bereist haben (wo es keine Touristen hat)

Auf die Dauer, so mein Eindruck, kommt das nicht gut. Sparta ging unter – obwohl es fast jeden Krieg gewann. Wir gehen unter, weil wir – und damit meine ich jene Schweizer, die seit 700 oder 5 Jahren hier leben – uns nicht mehr um unser Land kümmern. Es ist uns zu anstrengend.
  • Eine Karriere bei Novartis? Pfui Teufel
  • Finanzplatz? Igitt
  • Uni: Bei so vielen Deutschen?

Wir lieben unsere Dividenden, wir verachten die Arbeit und geben uns mehr Elternzeit.

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Politisch hat das Konsequenzen. Denn anders als in Sparta, machen wir Bürger Politik – ohne dass ein wesentlicher Teil unserer Eliten daran teilnimmt. Wer Ausländer ist, besitzt kein Stimmrecht, was immer auch bedeutet, dass er keine Ahnung hat, wie Politik in der Schweiz vor sich geht. So sitzt er zwar auf einflussreichen Positionen – nimmt aber wenig Einfluss. Oder er übt Einfluss aus, ohne sich der Folgen bewusst zu sein, weil er das Land nicht begreift. Es häufen sich daher die Entscheide, wo ich den Eindruck bekomme, dass das Volk falsch stimmt (OK, aus meiner Sicht) – weil es auf die falschen Vorbilder hört oder keine richtigen Vorbilder mehr hat.
  • An den Unis werden unsere Kinder zunehmend von Professoren ausgebildet, die von etatistischen, unliberalen Traditionen geprägt sind, allen voran den Deutschen, aber lange nicht nur sie. Die meisten unserer Nachbarländer pflegen eine andere Staatsauffassung. Sie gehen auf Monarchien zurück
  • In den grossen, weltweit tätigen Konzernen herrschen die Ausländer schon lange vor, und zu einem gewissen Grad ist das unvermeidlich, und dennoch übertreiben wir es. Ich kenne kaum ein Land, wo die Chefetagen und Verwaltungsräte so flächendeckend Ausländern überlassen werden

Weil sie Ausländer sind und sich als Gäste sehen, trauen sie sich oft nicht, sich politisch zu äussern, was verständlich ist, aber fatal: Es fehlen in unseren öffentlichen Debatten die Stimmen von Managern, die wissen, wie Wirtschaft geht, die deshalb meistens auf der wirtschaftsliberalen Seite stehen und in der Lage wären, den Stimmbürger über wirtschaftliche Zusammenhänge und Sachzwänge aufzuklären. Weil sie Ausländer sind, schweigen sie, während linke Schweizer den politischen Wettbewerb für sich entscheiden – zumal sie auf der bürgerlichen Seite auf Politiker stossen, die oft genauso wenig von Wirtschaft verstehen. Unter den Blinden ist der Einäugige König.
  • Resultat ist ein ökonomischer Analphabetismus in der Bevölkerung, der unser Land einmal teuer zu stehen kommen dürfte

Kulturell sind die Folgen womöglich noch unerfreulicher: Ein Volk von Spartanern, die zu faul sind, sich selbst zu regieren, wird am Ende selbst zu einem Volk von Heloten, die von Heloten regiert werden. Wenn ich mich frage, wie wir Abhilfe schaffen, dann müssen wir uns vielleicht über das Stimmrecht für Ausländer Gedanken machen. Thema für ein nächstes Memo. Oder soll Adam Smith, der grosse Vater der klassischen Nationalökonomie, recht bekommen? «Es gibt sehr viel in einer Nation, die zu ihrem Ruin führt.» Ich wünsche Ihnen einen herrlichen Tag Markus Somm

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