Printausgabe

Quagga!

image 29. Mai 2023 um 07:00
Steffen Butz
Steffen Butz
Bielersee: Quagga! Murtensee: Quagga! Quagga! Brienzer- und Thunersee sind gefährdet. Am Bodensee hört man schon lange: Quagga! Quagga! Quagga! Selbst aus kleineren Gewässern ertönt der charakteristische Quagga!, mit dem das Männchen zur Paarung ruft. Es übertönt das Gequake der Froschpopulation bei ihren Froschkopulationen. Die Schweiz darf ein neues Neozon begrüssen, die Quagga-Muschel, die eigentlich am Schwarzen Meer zuhause ist. Ausnahmsweise haben Putin und Erdogan nichts damit zu tun. Obwohl: Wenn man sich die Anrainerstaaten genauer betrachtet, kann man sich vorstellen, dass das Wasser irgendwas mit Menschen macht.

Grasbeisser verschwunden

Die zuständigen Behörden werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass es keine Möglichkeit gibt, sie wieder zu entfernen, wenn sie sich ausgebreitet hat, nicht einmal per Landesverweis. Die aggressive Muschel ernährt sich nicht von «Hafechäs», sie filtert Plankton aus dem Wasser, sodass für Fische weniger übrig bleibt. Heimische Arten wie Grasbeisser oder Schattenmorelle sind bereits verschwunden. Mit Hilfe ihrer Byssusfäden kann sie Grossmuscheln und andere Weichtiere überwachsen, sodass ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Eine Methode zur Bekämpfung könnte also sein, sie derart abzulenken, dass sie den Faden verlieren. Vielleicht lassen sie sich für Quidditch begeistern.
Wenn Tiere untereinander ein Beef haben, könnte uns das ja egal sein, aber die Quagga greift Boote an. Wandermuscheln sind von Natur aus stinkfaul und setzen sich daher gerne an den Kühlwasserschläuchen von Motoren und an Schiffsrümpfen fest und lassen sich Gott weiss wohin transportieren – Fachleute sprechen von der sog. «passiven Verbreitung».
Yachtbesitzer sollten qua Gesetz dazu verdonnert werden, Gewässer nur mit einem sauberen und trockenen Boot zu wechseln. Das muss auch für Oligarchen gelten, hier müssen die Behörden endlich aus dem Quark kommen. Besitzer müssen ihre Boote gründlich kärchern (frz. Schweiz: «sarkoser quelque chose») und die Objekte hernach vier Tage zum Trocknen aufhängen oder dreimal hintereinander durch die Autowaschanlage schieben.

Stöpsel ziehen

Kann man sonst noch etwas tun: Bei manchen Seen wird einmal jährlich der Stöpsel gezogen, um die Dreikantmuschel per Kälte absterben zu lassen – was aber, wenn es wegen des Klimawandels keine Kälte mehr gibt? Rotaugen lieben Quaggas, werden aber selbst von Kormoranen gejagt, die wiederum den Fischern ein Dorn im Auge sind. Vielleicht gelingt es, Quagga als Delikatesse zu vermarkten, das würde die Bestände dezimieren.
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Jürg Kühni


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