Oliver Zimmer: «Die Schweiz kann widerspenstig und widersinnig sein»
Prof. Oliver Zimmer erklärt die Eigenheiten der Schweiz als «Bürgerstaat». (Bild: Screenshot IWP)
Was kann man vernünftigerweise erwarten, wenn man einen Oxford-Historiker vor die Aufgabe stellt, die Schweiz zu erklären? Eine mehrstündige Vorlesung? Ein fünfhundertseitiges Buch? Beides scheint nicht abwegig. Was geschieht nun aber, wenn man den Geschichtsprofessor vor eine Kamera stellt und ihm ein Zeitlimit von fünf Minuten vorgibt? Genau das hat das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern (IWP) mit Professor Dr. Oliver Zimmer gemacht.
«Die Schweiz ist viel radikaler, als es in der Öffentlichkeit oft dargestellt wird», sagt Oliver Zimmer im Video. Die Schweiz sei ein Bürgerstaat – ein Staat mit Bürgern, die eine gewisse Haltung gegenüber dem Gemeinwesen einnehmen. Diese Haltung komme in der Mehrstimmigkeit und der Staatsskepsis zum Ausdruck. Die Mehrstimmigkeit wurzele darin, dass der Staat von unten her, also von den Bürgern und den Kantonen, konstruiert wird.
Wenn Zentralisierungstendenzen dazu führen, dass bei den Bürgern das Gefühl aufkomme, «die in Bern» kapseln sich vom gewöhnlichen Leben ab, dann regt sich die Staatsskepsis. Dank Föderalismus und halbdirekter Demokratie sei dafür gesorgt, dass diese Stimmen auch gehört werden. Im Idealfall. Im Glücksfall.