Wie uns die Werber bemuttern

image 21. Februar 2022 um 08:00
Petra Kaster
Petra Kaster
Vermutlich hat der Mann, bei dem ich einen Hörtest gemacht habe, meine Daten samt Testergebnis weitergegeben und irgendwo wurde mein Jahrgang mit dem Hörtestergebnis gemixt, worauf ein auf mich ausgerichtetes Marketingpaket geschnürt wurde. Jetzt erhalte ich nicht nur Angebote für Hörge­räte, sondern auch für Stützstrümpfe, Gleitsichtbrillen, Gesundheitsschuhe und Blutdruckmessgeräte. Das sind Nadelstiche in das eh schon etwas ramponierte Selbstwertgefühl älterer Semester. Eine gute Freundin hat im Computer «Rückbildung des Zahnfleisches» eingegeben und seither leidet sie wegen der Werbeflut für dritte Zähne unter Schlafstörungen. Warum müssen die Werber auf jeden Klick von uns mit Hilfsmitteln antworten, die wir (noch) gar nicht nachgefragt haben? Kürzlich erhielt ich einen Prospekt über ein Cabriolet mit champagnerfarbenen Ledersitzen und grossem Make-up-Spiegel. Endlich, habe ich gedacht, hat jemand begriffen, wie man uns ansprechen muss. Wenn wir Ersatzteile für unseren Körper brauchen, suchen wir danach, aber bis dahin freuen wir uns über Werbung für Nepal-Trekkings, Mountainbikes, Kletterausrüstungen oder Safaris zu den wilden Tieren.
Judith Hofer

Gesund sterben

«Wieso soll ich eigentlich mit Rauchen und Saufen aufhören, wenn mir doch dabei wohl ist?» – «Dir vielleicht, doch denen um dich herum vielleicht weniger.» – «Die nehmen doch auch keine Rücksicht auf mich und versuchen dauernd, mir Schuldgefühle einzujagen.» – «Scheinbar mit wenig Erfolg.» – «Überhaupt sehe ich nicht, was mir das eigentlich bringen sollte.» – «Nun ja, jedenfalls würdest du gesünder sterben.»
Hans Durrer

Roboter

Zum Melken, Füttern oder Gülleputzen unterstützen heutzutage Roboter in manch einem Landwirtschaftsbetrieb die Arbeit der Bauern. Selbstständig schiebt im Stall ein Roboter die Futtermischung zu den Kühen. Gleichzeitig fährt hinter den Kühen ein Gülleroboter über den Boden und putzt den Stall. Alles vollautomatisch und digital. Mit dem Natel können die Roboter abgerufen und gesteuert werden. Die zukünftige Arbeit der Höfe wird stark digitalisiert sein, darum gehört das Smartphone hier genauso dazu wie der Traktor. Fehlt nur noch eine Programmierung, damit die Tiere selbstständig über die Strassen zur Weide laufen können und abends wieder zurück in den Stall!
Brigitte Ackermann

Uromi wird nass

Die kleine Melissa kippt ein Saftglas um, ausgerechnet über den Schoss der neben ihr sitzenden Urgrossmutter. Die geht in ihr Zimmer, um sich der nassen Kleider zu entledigen. Ich sage zu der Kleinen: «Die arme Uromi. Muss sich jetzt umziehen!» «Ich ha jo Entschuldigung gsait.»
Ute Ruf

Eine andere Zeit

Zwei Frauen trafen sich zum Kaffeekränzle, da meinte die eine: «Nichts gegen unsere Ärzte, sie sind grossartig. Aber früher kratzte man sich bei einem Mückenstich ganz einfach oder tauchte die Hand in ein Käsekrautbad. Heute werden einem fünf Salben verschrieben, und keine nützt. Es ist eben eine andere Zeit.»
Brigitte Ackermann

Ziemlich besoffen

Zu den Schlagzeilen des vergangenen Jahres gehört für mich: «Aus Auto gelehnt – mit Kopf in Wand geprallt» aus ‹20 Minuten›. Sie erfüllt eindeutig, wozu Schlagzeilen da sind – sie macht neugierig. Drei Jugendliche waren um drei Uhr morgens von Obersaxen in Richtung St. Martin unterwegs, wo der 17-jährige Beifahrer die Scheibe herunterliess und den Kopf aus dem Fenster streckte. Bei einer Strassenverengung schlug er mit dem Kopf an die dortige Hausmauer und zog sich gemäss Kapo Graubünden schwere Verletzungen zu. Die Mutter eines der Autoinsassen sagte, der Fahrer sei nicht zu schnell gewesen. «Der Kollege meines Sohnes musste sich übergeben, daher hat er den Kopf hinausgestreckt.» Auf die Idee zu kommen, eine Mutter, die nicht zugegen war, über den Unfall zu befragen, ist ziemlich besoffen.
Hans Durrer

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