Oh nein, Geisteswissenschaftler?! Gioia redet Klartext
Immer wieder sind die Geisteswissenschaften, allen voran Philosophie, Geschichte und Germanistik, am Pranger. Aus diesen Studenten gebe es nichts, weil diese Studienrichtungen auch niemand brauche. Liegt das wirklich an der Studienrichtung? Ich denke nicht.
Man könnte mich das «enfant terrible» der Germanistik nennen, da ich tatsächlich hundert Prozent arbeite und auf eigenen Beinen stehe. Das wäre aber etwas kurz gegriffen: Denn, das Problem ist nie das Studienfach. Was stelle ich lieber an: Einen 25-jährigen HSG Absolventen, der einen Master in Unternehmensführung hat, weil «Papa das eine gute Idee fand», aber noch nie gearbeitet hat, oder einen Germanistikstudenten, der sich das Wunschstudium selbst finanziert hat und nun durchstarten will?
Eben.
Es, also, «was aus einem wird», liegt nicht am Studiengang. Es liegt daran, was man aus sich macht. Und leider ist es tatsächlich so, dass mit dem heutigen System, bei dem so viele Kinder und Jugendliche ins Gymnasium gepeitscht werden, die das eigentlich gar nicht möchten, am Ende viele übrig bleiben, die sich denken: Nun habe ich extra die Matur gemacht, da muss ich ja fast studieren. Und dann fällt die Wahl tatsächlich meist auf etwas Geisteswissenschaftliches: Weil hier wenig Mathematik und Statistik abgefragt wird. Macht das die Studiengänge schlecht? Nein. Sollten wir über die Einstellung reden, dass es «nur etwas aus einem gibt», wenn man ein Gymi macht? Definitiv!