Somms Memo
Klimakleber blockieren den Gotthard, Ostern 2023. Unfreiwillige Wahlhelfer der Bürgerlichen.
Klimakleber blockieren den Gotthard, Ostern 2023. Unfreiwillige Wahlhelfer der Bürgerlichen. (Bild: Keystone)
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Die Fakten: Das jüngste SRG-Wahlbarometer zeigt: SVP und SP legen zu, Grüne stürzen ab, der Freisinn zittert.
Warum das wichtig ist: Prognosen sind schwierig, sofern sie die Zukunft betreffen, heisst es. Trotzdem: Die Bürgerlichen können diese Wahlen gewinnen, wenn sie nur wollen.
Könnten, würden, sollten: Es sind dies die Zauberworte der Zauderer – und wenn das neueste Wahlbarometer, das das Zürcher Meinungsforschungsinstitut Sotomo für die SRG vorgenommen hat, zutrifft, dann müsste sich vor allen Dingen der Freisinn aufraffen.
- Zu mehr Klarheit
- Mehr Aggressivität
- Gegen Rot-Grün
Kurz, die FDP muss tun, was sie dieser Tage mit ihrem brillanten Plakat gegen die Klimakleber vorgemacht hat:
- Der Gegner steht links
- Der Gegner verhält sich oft pubertär, weil etwa so reflektiert wie der Suppen-Kaspar, der seine Suppe nicht essen will und lieber verhungert
Was ihn, den Suppen-Klimakleber, in den Augen der meisten Bürgerlichen sehr unsympathisch macht
Auf die Frage, was man in der Politik für das «grösste Ärgernis» hält, entgegneten die Bürgerlichen unter den Befragten fast unisono: Die Klimakleber. Die Verärgerungsquoten im Einzelnen:
- SVP-Anhänger: 78 Prozent
- FDP-Anhänger: 76 Prozent (!)
- Ja, sogar den Mitte-Sympathisanten gehen sie auf die Nerven: 58 Prozent
Wenn also die seltsame Zürcher FDP-Nationalratskandidatin Esther-Mirjam de Boer auf Twitter ausgerechnet das gemäss Umfragen punktgenaue FDP-Wahlplakat gegen die Klimakleber für «irreführend und populistisch»hält, dann sagt uns das zwei Dinge:
- Esther-Mirjam de Boer steht zu Recht auf dem Listenplatz 36 (dem letzten im Kanton Zürich), besser wäre, man hätte sie auf den 121. gesetzt
- Die Diversity-Unternehmerin ist in der falschen Partei. Warum nicht SP? Hier kommt der Klimakleber als Objekt des Zorns nicht einmal vor
Sie gehört zu jener kleinen Minderheit der Linksliberalen und Linksbürgerlichen, die seit Jahren den Freisinn ruinieren, zumal sie linke Ziele als «bürgerlich» und «liberal» tarnen.
- Damit sorgen sie dafür, dass viel zu oft gilt: Wo FDP draufsteht, ist nicht FDP drin
- Und der freisinnige Wähler enttäuscht zu Hause bleibt – oder zur SVPflüchtet
Dabei ist der Einfluss der Linksliberalen in der FDP eine Art Hybrid, es kommt ihnen nur Gewicht zu, weil sie in den (vorwiegend linksliberalen) Mainstreammedien ständig vorkommen – und warum wohl?
- Weil jeder halbwegs politische, linke Journalist weiss: Nichts schwächt die FDP mehr als die Linksliberalen in den eigenen Reihen
- Also werden die Linksliberalen gelobt, zitiert und als relevanthochgestemmt
- Und manche im Freisinn lassen sich dadurch verwirren. Man rückt wider besseres Wissen nach links, was erstens die Linke stärkt, und zweitens die eigene Partei schwindsüchtig macht
Die Linksliberalen sind Kassengift.
Immer wieder ist zu hören – wie zuletzt bei der Debatte um die Listenverbindung der FDP mit der SVP im Kanton Zürich – es gefährde den Freisinn, wenn er sich zu sehr nach rechts bewege, konkret: jede Berührung mit der SVP komme einem Flirt mit dem Teufel gleich, mit dem Ergebnis, dass man dann die eigenen Leute der linker verorteten GLP zutreibe.
- Mag sein, dass eine klare rechtsbürgerliche Positionierung den einen oder anderen linksliberalen Anhänger von de Boer dazu verleitet, die GLP zu wählen (was er wohl schon längst tut), gleichzeitig gilt halt auch das Umgekehrte:
- Jede Esther-Mirjam de Boer auf der Liste hält rechtsfreisinnige Wähler davon ab, sich für die FDP zu entscheiden
Kurz, wo ist für den Freisinn mehr zu gewinnen? Rechts oder links?
Auch hier lohnt es sich, die Empirie zu Rate zu ziehen.
Wenn die Umfrage von Sotomo ein realistisches Bild zeichnet, was die Super-Ärgernisse der Schweizer anbelangt, dann gibt es für die FDP rechts viel mehr zu holen als links:
- Die Listen des Ärgers erweisen sich für SVP und FDP-Sympathisanten als nahezu identisch, besonders was die Spitzenränge betrifft. Nicht einmal, wenn es um die Credit Suisse geht, liegen sie weit auseinander
- Währenddessen unterscheiden sich FDP und GLP doch deutlich
Vielmehr setzen GLP-Wähler fast die gleichen Prioritäten wie jene der SPund der Grünen
Noch Fragen? Es ist ein No-Brainer. Die Linksliberalen irren sich.
Die FDP ist eine rechte Partei – oder sie ist gar keine.
Oder um es mit Erich Kästner, dem deutschen Schriftsteller, zu sagen:
«Irrtümer haben ihren Wert; jedoch nur hier und da. Nicht jeder, der nach Indien fährt, entdeckt Amerika.»
Ich wünsche Ihnen einen rechtsfreisinnigen Tag
Markus Somm