Herr Berset, bringen Sie ein belegtes Intensivbett mit!

image 8. September 2021 um 07:00
Nebelspalter
Nebelspalter
Herr Berset, es freut uns, dass Sie sich für unsere Agentur entschieden haben. Dürfen wir Sie fragen, weshalb Ihnen Lukas Engelberger und Christoph Berger nicht mehr genug sind?
Sie sehen ja, was wir erreicht haben! Die störrischen Impfverweigerer lassen sich noch nicht einmal für ein Stück Kuchen impfen. Meine Frau bäckt seit Monaten.
Wir beobachten Sie schon länger. Sie haben ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Pourquoi?
Sie sind diese Woche in Italien an einer Medienkonferenz aufgetreten – ohne Maske.
Nur weil mich alle ausgelacht haben!
Das wundert Sie noch?
Ja!
Wir helfen Ihnen. Tragen Sie bei der heutigen Medienkonferenz in jedem Fall eine Maske. In Kombination mit Ihren Augenbrauen wirken Sie noch viel gruseliger als sonst. Ziehen Sie diese zusammen, wenn Sie etwas Wichtiges sagen. Also immer. Hochziehen dürfen Sie diese nur, wenn Sie verwundert sind.
Was sollte mich verwundern?
Wenn es kritische Fragen gibt.
Es werden nie kritische Fragen gestellt.
Vielleicht schafft es ein unabhängiger Journalist in die Medienkonferenz und fragt Sie beispielsweise, weshalb alle im BAG von steigenden Spitaleintritten, Fall- und Todeszahlen reden, obschon diese in den letzten Tagen stagnierten, zeitweilig sogar zurück gingen. Stellen Sie zum Beweis Ihrer Aussage ein belegtes Intensivbett neben Ihr Pult.
Stört das Röcheln und Piepen nicht?
Das hilft nur, Ihre nächste Botschaft zu unterstreichen.
C’est quoi?
Panik verbreiten. Erklären Sie, der Arme, der da am Tropf hängt, sei ein Impfverweigerer und, dass es in den Spitälern bald keinen Platz mehr geben würde und sich der Bund dann gezwungen sähe, die Intensivbetten auf die Gastronomie zu verteilen und deshalb nur noch geimpfte ins Restaurant dürfen. Diese werden bald die sichersten Orte sein in der Pandemie.
Aber die Geimpften können sich doch auch anstecken?
Schwurbeln Sie etwas von Zahlen, die belegen, dass der Impfstoff zu 90 Prozent schützt und das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes sinkt. Betonen Sie, wie wichtig nach wie vor die Abstands- und Hygieneregeln sind. Es muss ja keiner näher als zwei Meter an den röchelnden Seuchenherd herantreten.
Wie erkläre ich, dass der Ausschluss vom öffentlichen Leben, und das Freikaufen für 48 Stunden davon, mit einem selbstbezahlten Test kein Zwang zum Impfen ist?
Solidarität! Reden Sie sich den Mund darüber fusselig, wie solidarisch es ist, die von Ihnen verursachten Milliardenschäden gesamtheitlich zu tragen und es nun an der Zeit ist, in die neue Normalität zurückzukehren. Da wollen alle hin. Wer nicht geimpft ist, gefährdet dieses Ziel und ist demnach unsolidarisch. Weisen Sie darauf hin, dass trotzdem niemand ausgeschlossen wird. Nennen Sie konkrete Beispiele!
Zum Beispiel?
Ungeimpfte dürfen weiter Zugfahren. Hier unbedingt einen Vergleich mit dem Ausland anführen, Frankreich beispielsweise, das viel repressiver ist. Bei uns kann man immer noch ein Familienfest im Speisewagen eines Intercitys organisieren.
Was machen wir mit den Schulen?
Die müssen unbedingt offen bleiben. Schlagen Sie Kapital aus der steigenden Zahl der Klassen, die in Quarantäne müssen, nur weil so ein unsolidarischer Coronaleugner einem Zweitklässler ins Pausenbrot gehustet hat.
Ich sage nie Coronaleugner!
Sollen Sie ja auch nicht. Ihr Wortschatz muss sich beschränken auf:
- Impfen
- Solidarität
- Gemeinsamer Weg
- Normalität
Heisst in einem Satz: „Impfen ist Solidarität und nur dieser gemeinsame Weg führt in die Normalität.“ Und reden Sie nicht wieder vom Licht am Ende des Tunnels. Wir brauchen weiter Panik. Sagen Sie, das Licht sei ein Schnellzug mit Ungeimpften bei einem Familienfest im Speisewagen, der rasend schnell auf uns zukommt!
Sie werden sehen, Alain Berset hat von uns gelernt. Nur das mit dem Intensivbett wollte er nicht machen.

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