Printausgabe

Generation Z

image 5. April 2023 um 07:00
Helmut Jacek
Helmut Jacek
Was die Kinder der Generation Z verbindet: sie alle sind Digital Natives. Kaum war die Nabelschnur gekappt, kaum waren sie unplugged, wireless, offline, setzte man sie vor diese Bildschirme, mit anderen Worten: An ihrem Lebensanfang erwarteten sie bereits Endgeräte. Noch ehe sie sprechen konnten, streichelten sie über ihre Kinder-Tablets, als wärens Meerschweinchen. Sie stolperten zwar über ihre Beine und lispelten beim Reden, aber was die Fingerfertigkeit betrifft, waren sie ihren Eltern eine Generation voraus.
Dafür waren sie nicht imstande zu unterscheiden zwischen Realität und Virtualität; sie wischten auch richtige Fotos weiter. Sie glaubten, der Googlehopf am Kindergeburtstag käme aus der Suchmaschine und nicht aus dem Ofen. Vereinzelt spielten sie mit einem Büchsentelefon – aber schnurlos.
Die Generation Z wuchs aber viel behüteter – man könnte auch sagen überwachter – auf als ihre Vorgänger. Ihre Eltern mussten nicht Angst haben, dass sie auf einen Baum kletterten, um runterzufallen, oder sich im Wald verirrten. Denn dank ihrem Smartphone bewegten sie sich nicht mehr vom Fleck, Unfallgefahr = Null. Lediglich die Zahl der schmerzhaften Sehnenscheiden-Entzündungen an Daumen nahm Anfang des 21. Jahrhunderts markant zu. Im gleichen Masse ging dafür die Daumenlutsch-Rate zurück.
Die diversen elektronischen Geräte sorgten für die körperliche Unversehrtheit der Digital Natives: Heute sagen Eltern «Ein Handy hat noch keinem geschadet» – früher wars noch eine Ohrfeige. Während wir alten Säcke der Generation X in unserer Jugend beim Surfen noch nass wurden, muss die Generation Z dafür nicht mal das Zimmer verlassen. Wenn unsere Eltern uns loswerden wollten, schickten sie uns ins Internat, heute reicht das Internet.
Das bevorzugte Habitat der Generation Z sind die sogenannten Sozialen Medien. Ihr Leben findet auf Whatsapp, Instagram, Tiktok usw. statt (die Facebook-Profile ihrer Eltern hingegen kommen ihnen bereits so altmodisch vor wie analoge Fotoalben). Der gemeine Digital Native der Generation Z schaut nur noch von seinem Gerät auf, wenn der Akku leer ist. Seine Ohren dienen ihm im Grunde nur noch als Löcher, um die Earpods reinzustecken. Die Jugendlichen von heute kommunizieren eigentlich nur noch mit Menschen, die abwesend sind. Sie sind Teil einer weltweiten Online-Community, die sich quasi gemeinsam abschottet. Es gilt die Devise: Wer im World Wide Web nicht erscheint, existiert nur in Wirklichkeit.
Aber Sie ahnen nicht, wer der Erste ihrer Art war. Michelangelo hat ihn bereits vor fünf Jahrhunderten an die Decke der Sixtinischen Kapelle gepostet. Auf dem Bild «Die Erschaffung Adams» streckt dieser seinen linken Zeigefinger aus und Gott erweckt ihn mit seinem rechten Zeigfinger zum Leben. Finger heisst auf Lateinisch: Digitus, digital. Urvater Adam, ja die Menschheit als solche, ist mit einem Fingertipp erschaffen worden, Adam war der erste Digital Native!
Wahrlich, ich sage euch, die Generation Z hat bereits in der Genesis ihren Anfang genommen. Für sie stellt sich höchstens die Frage: Was war zuerst – das Ei oder das Phone? …
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