Printausgabe
Gedenktafel: Hedy Lamarr
Markus Vassalli (MAX)
Schauspieler sind nicht dafür da, sonderlich kreativ oder gar inventiv zu sein. Ihre Aufgabe ist es, eine Rolle zu verkörpern und die Anweisungen der Regie zu befolgen. «Das Mitspracherecht des Schauspielers ist der Text», sagte Fritz Kortner.
Schauspielerin Hedy Lamarr (eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler, 1914–2 000) schaffte es zwar nach Hollywood, wegen ihres starken Akzents wurde sie aber nie mit allzu viel Text betraut, sondern meistens als «dekoratives Beiwerk» eingesetzt. In jenen Tagen reichte das aber für eine Karriere als Leinwandgöttin, Stilikone und Sexsymbol. Metro-Goldwyn-Mayer vermarktete die Österreicherin als «schönste Frau der Welt», ihr Konterfei war gar Vorbild für das Zeichentrick-Schneewittchen und Catwoman.
Mehr Gestaltungskraft konnte sie in ihrer erstaunlichen Zweitkarriere entfalten. Gemeinsam mit dem Amerikaner George Antheil, der auch «nur» Künstler, nämlich Komponist, war, tüftelte sie an einer Technik, Torpedos mit einer sicheren Funkfernsteuerung auszustatten. Lamarr und Antheil entwickelten ein System, bei dem Torpedo und Steuerelement ständig und synchron die Frequenz wechselten, damit die Verbindung von aussen schwerer angreifbar war. Sie verwendeten dafür das Prinzip der Lochkarten, die normalerweise zum Steuern von automatischen Klavieren genutzt wurden (sic!). Eine Schauspielerin und ein Komponist erfinden eine Steuerung für Unterwasserwaffen – der Begriff Kriegs-Kunst erhält eine neue Dimension!
Vor 81 Jahren, am 11. August 1942, wurde das Patent für ihr «Secret Communication System» erteilt, welches sie dem US-Militär kostenlos zur Verfügung stellten für den Kampf gegen das Hitler-Regime. Die US-Army lehnte allerdings ab. Sonst wäre Hedy Lamarr womöglich nicht als Sexbombe in Erinnerung geblieben, sondern als Miss Torpedo. Dennoch war der von Lamarr und Antheil entwickelte Frequenzwechsel Grundlage für etwas, was heute beinahe jeder Mensch rund um die Welt nutzt: Wifi und Bluetooth.