Somms Memo

ETH: Wir sollten ein neues AKW bauen

image 14. September 2023 um 10:00
Zurück in die Zukunft. Schweizer AKW am Netz. Je länger, desto besser. (Bild: Keystone)
Zurück in die Zukunft. Schweizer AKW am Netz. Je länger, desto besser. (Bild: Keystone)
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Die Fakten: Wenn die Schweiz ihre AKWs länger laufen lässt, spart sie 11 Milliarden Franken und hat im Winter mehr Strom. Das sagt eine Studie der ETH. Warum das wichtig ist: Es ist ein No-Brainer. Mit AKWs – auch neuen – lösen wir sehr viele Probleme, die wir uns selbst eingebrockt haben. Endlich hat Economiesuisse das getan, was man von einem Spitzenverband der Wirtschaft erwarten muss:
  • Sie hat bei der ETH eine Studie in Auftrag gegeben, die beweist, was der Verband selbst seit geraumer Zeit wieder sagt – wenn auch zu ängstlich: Wir sollten unsere Atomkraftwerke noch lange nicht abstellen. Ja, wir sind gut beraten, ein Neues zu bauen

Und dabei erhielt Economiesuisse von den ETH-Forschern Fakten, Daten und Zahlen, die es der Linken schwer machen dürften, noch lange ungerührt zu behaupten, sie hätten herausgefunden, wie man aus Dreck Gold macht
GLP-Präsident Jürg Grossen, dem Alchemisten, ist die Lektüre dringend zu empfehlen. Ob Balthasar Glättli von den Grünen, ein Philosoph, sich das ebenfalls zumutet, muss offenbleiben: Nach meinem Eindruck zieht er die griechische Mythologie vor. Die Ikarus-Partei. Eine weitere Genugtuung kommt hinzu. Dass die Economiesuisse ausgerechnet das Energy Science Center der ETH damit beauftragt hat, entbehrt nicht der Boshaftigkeit: Dieses Center hatte sich in den vergangenen Jahren als eine Kreuz-, Buss- und Betschule der Sonne- und Windenergie-Gläubigen erwiesen; zahlreich sind die Studien, mit denen diese Wissenschaftler die Energiestrategie von Bundesrätin Doris Leuthard (Mitte) zu rechtfertigen versuchten, was, wenn man sich an die Daten und Fakten hielt statt an die Wunschvorstellungen, ein abenteuerliches Unterfangen darstellte.

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Zwei Erkenntnisse der Studie stechen heraus:
  • Je nach Szenario lässt sich belegen, dass jede Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden AKWs (Beznau I und II, Gösgen und Leibstadt) uns hilft, die bedrohliche Stromlücke im Winter zu schliessen. Je länger sie produzieren, desto besser
  • Weil sich eben auch zeigt, was wir eigentlich schon lange ahnten: Der Ausbau der Erneuerbaren (womit man Solar und Wind meint) kann auch im besten Fall, wenn es gar keinen politischen Widerstand oder technische Schwierigkeiten gibt, nie unser Versorgungsproblem im Winter lösen. Es reicht nicht

Die ETH im O-Ton: «Es wird erwartet, dass trotz dieser hohen Ziele für die erneuerbaren Energien die Nettoimporte im Winter aus drei Gründen zunehmen werden [bis 2050]:
  1. die Photovoltaik auf den Dächern – die Stromerzeugungstechnologie mit der derzeit höchsten jährlichen Installationsrate – produziert nur 20-30 Prozent ihres jährlichen Stroms im Winterhalbjahr,
  2. die Elektrifizierung des Wärmesektors erhöht die Nachfrage, insbesondere im Winter, und
  3. der geplante Ausstieg aus der Kernenergie, welche heute für fast die Hälfte der Schweizer Stromerzeugung im Winter verantwortlich ist».

Päng. Fällt mir da nur noch ein.

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Und wenn etwas auf der Hand liegt, dann die Konsequenzen, die aus dieser Studie zu ziehen sind:
  • Bundesrat und Parlament sollten so rasch als möglich die Laufzeiten aller AKWs ausweiten und den unsinnigen, da selbstzerstörerischen Atomausstieg absagen. Am besten, wie das ETH-Szenario KKW6580 es vorsieht, indem man Beznau I und II insgesamt 65 Jahre, sowie Gösgen und Leibstadt gar 80 Jahre am Netz lässt. Die Sicherheit kann nachgerüstet werden, die Risiken sind so gut wie nicht vorhanden. Allerdings kostet das Geld, mit einer Milliarde Franken pro AKW ist zu rechnen

  • Ebenso müssen wir jetzt mit der Planung eines neuen AKWs der jüngsten Generation anfangen. Gemäss ETH würde der Bau wohl 7,5 Jahre dauern (Erfahrungswert in Europa), wobei Asien beweist, dass selbst das viel schneller ginge (unter 5 Jahre), zudem bringen es die Asiaten fertig, viel preiswerter zu bauen. Grösstes Risiko in der Schweiz: Die Bewilligungsverfahren, die den geheimen Ritualen eines mikronesischen Regentanzes folgen

Weniger Aberglauben, mehr Rationalität sind gefragt. Abschied vom Voodoo in unserer Energiepolitik. Unter dem Strich, das stellen die ETH-Wissenschaftler klar, zögen wir so gut wie ausschliesslich Nutzen aus einer solchen Wende:
  • Die Versorgungssicherheit im Winter verbessert sich deutlich bis 2050 (und darüber hinaus). Wir sind auf weniger Importe angewiesen, wenn überhaupt
  • Und wir sparen viel Geld, vermutlich sogar dann, wenn wir ein neues AKW errichten würden (die Finanzierungskosten sind laut ETH schwer abzuschätzen), insgesamt geht die ETH von 11 Milliarden Franken bis 2050 aus.  Economiesuisse: «Damit könnten die Fördermassnahmen des kürzlich vom Souverän angenommenen Klimaschutzgesetzes drei Mal bezahlt werden.»

Natürlich betont der Spitzenverband politisch korrekt, dass neben den AKWs auch der Ausbau der Erneuerbaren weiter gefördert werden soll, zumal diese in einer «Symbiose» mit den AKWs stehen, niemand will das Kind mit dem Bade ausschütten, doch angesichts der jüngsten Vergangenheit scheint mir das sehr optimistisch zu sein und vielleicht auch unnötig:
  • Letzten Sonntag hat im Wallis eine merkwürdige Allianz von Grünen und Teilen der SVP und SP den «Solar-Express» mit 54 Prozent Nein-Stimmen versenkt

Das erinnert uns alle daran, dass es genauso schwer ist, grosse Solaranlagen (und Windkraftwerke) beim Volk durchzubringen, wie ein neues AKW. Meine Prognose:
  • Es ist viel einfacher, in Beznau ein neues AKW zu errichten, als im Zürcher Oberland Windturbinen aufzupflanzen oder dem Wallis eine Solaranlage aufzureden

Oder wie es Winston Churchill, der grosse Staatsmann (und Zyniker), gesagt hat: «Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler.» Ich wünsche Ihnen einen fantastischen Tag Markus Somm Wer es genauer wissen will:
ETH-Studie

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