Printausgabe

Es hat sich ausgesamt

image 9. Juni 2023 um 07:00
Burkh (Burkhard Fritsche)
Burkh (Burkhard Fritsche)
Ein Mann aus den Niederlanden hat rund 550 Kinder gezeugt, lebt nicht bei diesen, zahlt aber dennoch keinen Unterhalt. Im Gegenteil: Er wurde sogar dafür bezahlt. Ganz offen: Das ist mein persönlicher Held. Ich sage das, während ich über der neuesten Alimentenberechnung brüte.

Fleissig Hand anlegen

Aber bevor jemand neidisch wird: Verbunden mit dieser Zeugung waren keineswegs 550 (oder je nach Trefferquote weit mehr) Beischlafaktionen. Der 44-jährige Jonathan, wie ihn der «Blick» nennt, ist einfach ein sehr fleissiger Samenspender. Er beliefert Samenbanken in der Menge und Selbstverständlichkeit, wie 15-Jährige am Bahnhof auf den Boden spucken oder Granit Xhaka seine Haare färbt.
Damit ist es nun aber vorbei. Jonathan muss ab sofort seinen Samen bei sich behalten. Oder höchstens – sogar wortwörtlich – unter der Hand verschleudern, statt gewinnbringend an Zeugungsinstitute zu verhökern. Ein Gericht hat ihm den lukrativen Handel mit angereichertem Eiweiss nämlich kurzerhand untersagt.

Unfreiwilliger Inzest

Denn je mehr Kindern Jonathan zur Geburt verhilft, so die Richter, desto grösser ist die Gefahr des unfreiwilligen Inzests. Wenn dereinst 1000 oder 2000 seiner Sprösslinge geschlechtsreif durch die Niederlande wandeln, wächst die Gefahr, dass man versehentlich mit einem Halbgeschwister in der Pfanne landet. Es gibt schliesslich nur 17,5 Millionen Niederländer.
Hätte mir Gott neben dem Handhaben von Buchstaben einen Sinn für Zahlen mitgegeben, könnte ich diese Gefahr nun sogar prozentual berechnen. Persönlich halte ich diese Angst für übertrieben. Ein Augenschein im Appenzellerland, im Wallis oder in einem entlegenen Bündner Tal würde dem Gericht beweisen, dass ein kleiner Schuss Inzucht die Zivilisation nicht zwingend in den Abgrund reisst. Im Gegenteil, offenbar beflügelt er sogar den Tourismus.

Blut- statt Samenspende

Jedenfalls muss sich Jonathan nun ein neues Hobby suchen. Blutspenden würde dem Spendefreudigen naheliegen. Das ist zwar miserabel bezahlt, es gibt am Schluss ein abgestandenes Sandwich oder einen Mars-Riegel, aber sinnvoll. Zudem sind die Chancen gross, dass irgendwann eines seiner Kinder eine Blutkonserve braucht. Es sind ja immerhin 550 von 17,5 Millionen in Holland.
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