Somms Memo

Die UBS muss die CS Schweiz wieder verkaufen. Das hilft der UBS, das heilt den Finanzplatz, das begeistert die Schweiz.

image 24. März 2023 um 11:00
Der alte Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz. Lichter löschen? Oder Neubeginn?
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Die Fakten: Die CS Schweiz soll erhalten bleiben – das fordert FDP-Präsident Thierry Burkart. Das sehen auch diverse Wirtschaftsführer so. Warum das wichtig ist: Die UBS hat die CS gerettet. Dafür ist ihr zu danken. Nun sollte sie die CS Schweiz verkaufen. Im eigenen Interesse. Aus zuverlässigen Quellen habe ich vernommen: Die Credit Suisse hätte diese Woche nicht heil überstanden. Vielleicht schon am Montag oder Dienstag wäre sie gezwungen gewesen, ihre Bilanz zu deponieren. Davon gingen Finanzmarktaufsicht Finma, Bundesrat und Nationalbank aus – und auch die UBS.
  • Weil der todsichere Konkurs der Credit Suisse den ganzen schweizerischen Finanzplatz bedroht hätte – nicht zu reden von den globalen Finanzmärkten –, musste schnell gehandelt werden
  • Und die Trinity, wie die britische Financial Times sie beschrieb: die Dreifaltigkeit aus Finanzdepartement, Nationalbank und Finma, handelte schnell. Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) nahm das Heft entschlossen in die Hand – das ist zu anerkennen
  • Dass sich die UBS die CS einverleibt, war eine naheliegende Lösung – vermutlich auch die am leichtesten zu realisierende angesichts der knappen Zeit. Schon vor zwei Jahren sollen UBS und CS eine Fusion erwogen und vorbereitet haben, als die CS ebenfalls in der Bredouille steckte
  • Man konnte letzte Woche also weit gediehene Pläne aus der Schublade ziehen

Ob es auch die beste Lösung gewesen ist, werden wir nie wissen. Wenn eine Krise ausbricht, dann ist schon viel gewonnen, wenn überhaupt entschieden wird. Lieber jetzt und suboptimal – als richtig, aber nie.
Mag sein, dass eine staatliche Sanierung nach dem Vorbild der UBS im Jahr 2008 sinnvoller gewesen wäre, wie das etwa
  • der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann vertritt
  • Auch der ehemalige CS- und UBS-Chef Oswald Grübel ist davon überzeugt
  • Wogegen alt Bundesrat Christoph Blocher eine «Verstaatlichung» für die «schlechteste» Variante gehalten hätte

UBS II, wie man diese Rettung mittels einer Teilverstaatlichung nennen könnte, oder ob die mehr oder weniger privatwirtschaftliche UBS-CS-Übernahme, wie sie jetzt vorliegt: Es bringt nichts mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
  • Die UBS ist neue Eigentümerin der CS
  • Und dem Bundesrat, der Nationalbank und unserer Finanzmarktaufsicht ist es gelungen, faktisch innert Nanosekunden die CS vor dem Bankrott zu bewahren. Das stellt eine ungeheure Leistung der Eidgenossenschaft dar
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Nun gilt es nach vorne zu blicken. Und hier kann sich die UBS ein zweites Mal um unser Land verdient machen:
  • Die UBS sollte jetzt den schweizerischen Teil der Credit Suisse, eine tüchtige und profitable Bank, wieder verkaufen, d.h. das Privat- und Firmenkundengeschäft in unserem Land
  • FDP-Präsident Thierry Burkart hat etwas Ähnliches gefordert. Er hat Recht
  • Sein Vorstoss ist keine Eintagsfliege. Vielmehr denken bedeutende Akteure aus der Wirtschaft in die gleiche Richtung. An der Finanzierung dürfte das nicht scheitern

Denn für die Schweiz, insbesondere deren private Wirtschaft, ist es keine gute Situation, wenn es nur noch eine einzige Grossbank gibt. Niemand mag ein Monopol.
  • Das treibt die Preise in die Höhe
  • das entzieht unseren Unternehmen, ob Grosskonzernen oder KMU, jede Alternative, wenn sie ein internationales Geschäft finanzieren wollen
  • ein Monopol macht fett und lahm.

Das müsste auch der UBS zu denken geben. Nachdem sich die Bank 2008 als meistgehasste Bank aller Zeiten fühlen musste, hat sie ein beeindruckendes Comeback zustande gebracht. Ihr Ruf ist exzellent. Selbst die unbelehrbarsten Nörgler und hartnäckigsten Kritiker attestieren ihr, aus Fehlern gelernt zu haben. Man liebt die UBS wieder (wenn auch schweizerisch verhalten, so wie man den Zahnarzt liebt, der einem den Zahn zieht).
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Wenn sich die UBS jetzt von der CS Schweiz wieder trennt und damit gewissermassen die alte Schweizerische Kreditanstalt in der Schweiz auferstehen lässt, dann kann sie nur gewinnen. Das Upside überwiegt, während das Downside sich als beachtlich, wenn nicht gefährlich erweisen könnte:
  • Eine Integration der CS Schweiz in die UBS bedeutet eine gewaltige Herausforderung: Jahrelang würde sie damit beschäftigt sein. Viel Zeit und Energie verdampfen in der Schweiz. Das bindet wertvolle Management-Ressourcen, die sie doch so viel besser einsetzen könnte, um ihr Auslandgeschäft voranzutreiben
  • Gleichzeitig besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie Mitarbeiter verliert, die die langwierige Reorganisation nicht mehr ertragen. Die Besten gehen, die Faulsten bleiben und hinterlassen eine Giftwolke
  • Teure Sozialpläne für die, die man loswerden will, teure Retention-Pakete für jene, auf die man nicht verzichten kann
  • Ebenso werden sich weitere Kunden abwenden – aus Frustration, oder einfach, weil sie bisher zwei Konten besassen, eines bei der CS und eines bei der UBS

1 + 1 ergibt nicht 2, sondern viel weniger. 1,5? 1,2 oder 0,9? Hinzu kommt der politische Gegenwind, der diese Woche bereits zu spüren war, bis er irgendwann zum Orkan anschwillt, der auch die UBS in Trümmer legt. Monopolisten sind nicht beliebt in der Schweiz – und weil Politiker wissen, dass sie ebenso wenig beliebt sind, lenken sie gerne davon ab, indem sie auf die Monopolisten zeigen: Sind sie nicht sehr unbeliebt? Das wahre Klumpenrisiko liegt für die UBS in diesem Umstand.
  • Es ist ein politisches Klumpenrisiko
  • Sie wird künftig den ganzen anti-kapitalistischen Furor auf sich alleine ziehen, wenn sie das Monopol jetzt zulässt

Kurz, die UBS sollte der Schweiz die alte SKA zurückgeben. Man wird es ihr nie vergessen. Ausserdem ist es ein gutes Geschäft. Andernfalls besteht das Risiko, dass Mark Twain recht bekommt. Der amerikanische Schriftsteller hat über den Berufsstand der Bankiers einmal gesagt: «Was ist ein Bankier? Ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.» Ich wünsche Ihnen ein geruhsames Wochenende Markus Somm

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