Somms Memo

Die Schweizer sind drei Mal so reich wie die Deutschen. Ein Land im Niedergang II

image 17. August 2023 um 10:00
Annalena Baerbock, deutsche Aussenministerin, auf Reisen – oder auch nicht. (Bild: Keystone)
Annalena Baerbock, deutsche Aussenministerin, auf Reisen – oder auch nicht. (Bild: Keystone)
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Die Fakten: Die Schweizer sind die reichsten Menschen der Welt. Drei Mal reicher als die Deutschen. Das zeigt eine Studie der Credit Suisse. Warum das wichtig ist: Was ist mit den Deutschen los? Wenn sie sich mit den Schweizern vergleichen, müssten sie verzweifeln. Vielleicht habe ich recht, und es ist symptomatisch, vielleicht bin ich ungerecht:
  • Am Montag machte sich die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock nach Australien auf. Mit einem Airbus der Luftwaffe
  • Nach einer Zwischenlandung in Abu Dhabi will man weiterfliegen. Doch schon kurz nach dem Start stellt der Pilot ein Problem mit den Landeklappen fest, was das Flugzeug daran hindert, die Reiseflughöhe zu erreichen. Man muss wieder landen
  • Bevor das aber möglich ist, muss das vollgetankte Flugzeug aus Sicherheitsgründen Kerosin loswerden, sonst ist es zu schwer: Minutenlang über Abu Dhabi kreisend, lässt der Airbus 80 Tonnen Treibstoff ab

Annalena Baerbock (Grüne) gehört einer Partei an, die erstens das Fliegen eher skeptisch beurteilt und zweitens jeden unnötigen Verbrauch von fossilen Brennstoffen vermeiden, wenn nicht untersagen will.
  • Noch in der späten Nacht startet der Airbus zum zweiten Mal nach Australien
  • Erneut klemmt es bei den Landeklappen, erneut muss man auf den Boden zurückkehren
  • Vorher werden allerdings noch einmal 80 Tonnen Kerosin über dem Golf abgeworfen

Baerbock bricht ihre Reise ab. Mit einem Linienflugzeug kehrt sie nach Berlin zurück, während die Bundeswehr umgehend bekannt gibt, dass sie das Tatflugzeug «so schnell wie möglich, d. h. in den kommenden Wochen vorzeitig ausser Dienst» stelle. Mag sein, dass man es vorher noch auspeitscht. Das böse, böse Flugzeug. Warum war Baerbock, die grüne Aussenministerin, überhaupt nach Australien unterwegs?
  • Sie wollte den Kaurna, einem indigenen Volk in Australien, Kulturgüter «aus der Kolonialzeit» zurückgeben, die in einem Museum in Leipzig jahrelang aufbewahrt worden waren
  • ein Holzschwert, einen Speer, ein Fischnetz und eine Keule. Sie haben, so teilen Experten mit, «sakralen, kulturellen und identitätsstiftenden Wert für das Kaurna-Volk»

Möglicherweise schickt Baerbock die Gegenstände nun per Post. Solange dafür nicht die Deutsche Bahn genutzt wird, dürften sie rechtzeitig eintreffen. Politik des Irrsinns. Man kann das nicht erfinden. Ich habe die Deutsche Bahn schon am Montag als Symptom des Niedergangs unseres nördlichen Nachbarn beschrieben, nun will ich dazu ein paar weitere Fakten beisteuern.

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Diese Woche hat die Credit Suisse (nun gemeinsam mit der UBS, ihrer neuen Besitzerin) den seit Jahren bekannten und renommierten Global Wealth Report veröffentlicht. Daraus geht unter anderem hervor:
  • Gemessen am Vermögen pro Kopf sind die Schweizer die reichsten Menschen der Welt. Auf Rang 2 liegen die USA
  • Die Deutschen tauchen auf Platz 16 auf. Sogar hinter den Franzosen und den Briten
  • Ein Schweizer besitzt durchschnittlich ein Vermögen von 685 230 $ ein Deutscher 256 180 $ (2022)

Dabei wurde alles berücksichtigt, was zum Vermögen gehört: Geld, Anlagen, Immobilien, Altersguthaben. Aus deutscher Sicht, nachdem man sich gerade mit den Flugversuchen der eigenen Aussenministerin abgefunden hat, ist das natürlich starker Tobak. Und man kommt ins Grübeln.
  • Warum sind die Schweizer so viel erfolgreicher als die Deutschen?
Johannes Ritter, Korrespondent der FAZ, der führenden bürgerlichen Zeitung aus Frankfurt, mutmasst:
  • «Dies erklärt sich nicht nur aus dem generell hohen Wohlstandsniveau der wirtschaftsstarken Schweiz, die es unversehrt durch zwei Weltkriege schaffte.»
  • Vielmehr liege es auch daran, dass die Schweizer in ihrer zweiten und dritten Säule ein beträchtliches Finanzvermögen angespart hätten – was die Deutschen wegen ihrer staatlichen Rentenversicherung nur selten tun

Gewiss, ganz falsch ist das nicht. Und doch muss es als schwacher Trost gelten, wogegen der Hinweis auf das «unversehrte» Überstehen zweier Weltkriege zu den üblichen Schutzbehauptungen gehört, mit denen sich die Deutschen beruhigen, wo es gerade einer FAZ gut anstünde, sich zu beunruhigen:
  • Zumal der Zweite Weltkrieg jetzt auch schon länger zurückliegt (78 Jahre)
  • Die Deutschen haben die immensen Wohlstandsverluste, die sich selber zugefügt hatten, bereits im Lauf der 1960er Jahren wettgemacht (die Westdeutschen, wohlverstanden)
  • Geholfen hat den Deutschen dabei übrigens auch, dass die Amerikaner ihnen sämtliche Kriegsschulden erlassen hatten – auf Kosten der vielen Nachbarländer, die von den Deutschen überfallen, zerstört und ausgeplündert worden waren. Der Betrag entsprach schätzungsweise zehn Mal dem BIP Deutschlands

Dass der relative Niedergang im Vergleich zur Schweiz selbstverschuldet ist, zumal es ein neueres Phänomen darstellt, belegt auch eine weitere Grafik der CS-Forscher:
  • Demnach haben die Schweizer die Deutschen (und die Österreicher) erst in der jüngsten Vergangenheit so deutlich abgehängt
  • Noch im Jahr 2000 lag das durchschnittliche Vermögen der Schweizer bei etwas über 200 000 $; die Deutschen und die Österreicher kamen auf rund 100 000 $
  • Seither legte der Schweizer Wohlstand jedoch laufend zu, während die Deutschen und die Österreicher nur sehr langsam ihr Vermögen zu steigern vermochten

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Mit anderen Worten, it’s politics, stupid, – um ein berühmtes Bonmot eines Clinton-Beraters leicht abzuwandeln. Wenn ich auch häufig die Schweizer Politiker kritisiere, (und mit gutem Grund): Ganz alles haben sie nicht falsch gemacht. Denn dass die deutschen Manager und Unternehmer so viel unfähiger wären als ihre Schweizer Kollegen, ist mir noch nie aufgefallen – was sich auch zeigt, wenn sie ihre Heimat verlassen und in der Schweiz tätig werden. Ob aus Verzweiflung oder Wohlstandsoptimierung. Australien liegt übrigens 16 000 km von Berlin entfernt. Eine Reise nach Bern wäre deutlich kürzer (750 km) – und vielleicht könnte Annalena Baerbock von den Schweizern mehr lernen als vom Volk der Kaurna. Wenn sie will, kann sie uns auch Kulturgüter mitbringen. Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag Markus Somm Wer es genauer wissen will:
Global Wealth Report 2023

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