Klima und Wetter
Die Hitze steigt in die Köpfe
Es ist Sommer in der Schweiz. Nichts Besonderes, eigentlich. (Bild. Keystone)
Es ist Sommer in der Schweiz und deshalb ab und zu heiss. Dazwischen sorgen Gewitter für Abkühlung. Dabei regnet es, nicht ganz überraschend, manchmal sogar stark. Der Natur tut das gut. Auch Hagel kommt vor. Wir nennen es «Wetter». Kurze Hose oder Regenjacke: Ein Blick in die Wettervorhersagen oder schlicht in den Himmel genügen einem vernünftigen Menschen, um sich darauf vorzubereiten.
Die Temperaturen in dieser Woche waren weit entfernt davon, aussergewöhnlich hoch zu sein. Die Wetterstation Zürich-Fluntern, 558 Meter über Meer, verzeichnete folgende Höchsttemperaturen (Quelle):
Wir sehen es den Zahlen an: Anfang der Woche war es heiss. Dann folgte mit Gewitterschauern die Abkühlung um mehr als zehn Grad. So weit, so gut – und so normal. Der Sommer 1947 war übrigens auch sehr heiss (Quelle: Schw. Meterologische Anstalt):
Doch die Hitze stieg in die Köpfe. Vor allem in jene der Bundesbeamten und der Medien, die deren Botschaften unhinterfragt verbreiten. Und sie blieb dort.
Staatliche Fürsorge
Von «Hitzerekorden» wegen des «Hitze-Hammers» konnte man lesen. Der Bund warnte mit insgesamt fünf Gefahrenstufen vor der Hitze. Er hat Verhaltensempfehlungen für die Zeit vor, während und nach einer Hitzewelle herausgegeben. Das Bundesamt belehrt uns da, dass wir vor den heissen Tagen «ausreichend (wenn möglich gekühlte) Flüssigkeit bereitstellen» müssten oder dass wir uns, wenn dann die Hitze da ist, mit «Schatten, Bekleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille, Sonnencrème, etc.» vor direkter Sonneneinstrahlung schützen können. Aber vor allem gilt, illustriert mit einem Befehlsmännchen: «Die Anweisungen der Behörden sind in jedem Fall zu befolgen.» Wie haben wir frühere Sommer eigentlich überlebt?
Bunter treiben es nur die Massenmedien: Das Nachrichtenportal «20 Minuten» warnte nicht nur vor einem Hitzschlag. Nein, die Temperaturen könnten auch Herzinfarkt und Krebs auslösen. Vielleicht erblinden wir sogar. Der «Spiegel» warnt vor 48 Grad Celsius «Bodentemperatur» in Sizilien, wie wenn wir nicht alle wüssten, wie heiss Asphalt werden kann, wenn die Sonne drauf scheint (ausser SRF natürlich).
Nur nicht nackt schlafen!
Wer nun selbstverantwortlich glaubt, sich wenigstens Nachts der Kleider entledigen zu können, der irrt. «20 Minuten» warnt und empfiehlt, trotz Hitze nicht nackt zu schlafen. Dafür schickt uns das Nachrichtenportal zum Coiffeur für besondere Frisuren, die Kühlung verschaffen sollen.
Und der «Blick» empfahl uns nicht nur, wie wir trotz Hitze «wie ein Baby» schlafen können, sondern auch eine «sommergerechte Ernährung», welche zufälligerweise genau der vegan-fruchtoiden Verpflegung entspricht, die uns die Gesundheits-Talibane das ganze Jahr über bereits empfehlen. Auf dem Flugfeld in Kloten kollabierte sogar ein Techniker. Und in der Stadt fielen Vogelkücken aus ihren Nestern.
Und natürlich wurde vielstimmig darauf hingewiesen, dass dies alles mit dem Klimawandel zu tun habe. Immerhin: Die Journalisten gaben auch zu, dass die Hitze ihre «Denkfähigkeit» raubt. Diesen Beweis hätte es eigentlich nicht mehr gebraucht.
Der verlorene Konsens
Es gab eine Zeit, in der selbst die grössten Klimahysteriker zugaben, dass Wetter und Klima nicht dasselbe sind. Dieser Konsens galt zum Beispiel im wirklich heissen Hitzesommer 2003. Er endete aber ziemlich genau vor vier Jahren, als die Klimafrage zum wichtigsten Thema des Wahlkampfes 2019 gemacht wurde. Das Resultat waren Sitzgewinne für die Grünen – und vier Jahre später ein Klimaschutzgesetz mit einem Netto-Null-Ziel für die ferne Zukunft – also in 27 Jahren – und gut zwei Milliarden Franken an Subventionen für Leute und Unternehmen, die sowieso schon Geld haben.
Vier Jahre später sind die Umfragewerte der Grünen im Keller. Und weil der Juni zwar der sonnigste, aber nur der «fünftwärmste» seit Messbeginn war, muss nun das Wetter im Juli herhalten, um den politischen Effekt des Sommers 2019 zu wiederholen.
Klima ist nicht Wetter
Beim «Nebelspalter» bleiben wir trotz der heissen Tage beim Konsens, dass «Wetter» der kurzfristige Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort darstellt und «Klima» das über 30 Jahre gemittelte Wetter einer Region.
Betrachtet man das Klima unabhängig vom Wetter, ist klar, dass es wärmer geworden ist. Dazu gibt es unterschiedliche Messungen, doch der Trend zeigt nach oben. Breit anerkannt ist die mit Satelliten gemessene globale Temperatur der Universität von Alabama (UAH, Link). Die Abweichung der aktuellsten Messungen im Juni vom 30-jährigen Mittel betrug 0,38 Grad Celsius (Link zum PDF).
Was bedeutet das? Der Temperaturanstieg beträgt im Durchschnitt pro Jahrzehnt seit 1979 lediglich 0,13 Grad Celsius. Geht die Entwicklung so weiter, bleiben wir bis im Jahr 2094 unterhalb des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Abkommens – und weit hinter den Horror-Szenarien der Klimakleber und ihrer Fans.
Panik ist unnötig
Natürlich kann sich die Entwicklung beschleunigen und es ist zweifellos ratsam, wenn Klimaforscher die Temperaturen beobachten. Sie dürfen sogar Modelle für die Zukunft berechnen, sollten aber so ehrlich sein und deren Unschärfe angeben. Aber wir haben genügend Zeit, mit Ingenieuren und ihrer Innovationskraft Lösungen zu entwickeln, die funktionieren. Panik ist Fehl am Platz. Die Welt wird nicht untergehen. Die Apokalyptiker lagen und liegen falsch. Einen «Notstand» braucht es nicht. Sein Ziel ist nur die Ausschaltung der demokratischen Prozesse.
Selbst das Klimaabkommen von Paris sieht die Anpassung an den Klimawandel vor (in Art. 2). Und eine Meta-Studie des Paul Scherrer-Instituts zeigt, dass die Massnahmen gegen den Klimawandel gleich teuer werden, wie die Anpassung daran. Ein guter Mix aus beidem, wird die Lösung sein. Wie dieser genau aussieht, entdecken am besten die Marktkräfte der Vielen, statt ein paar wenige Politiker oder Beamte. Die klugen Köpfe bei Produzenten und Konsumenten werden es richten.
Wir sollten uns besser auf unsere «Denkfähigkeit» verlassen. Aber dafür ist es ja zu heiss.