Printausgabe
CS schafft Platz für Kitas und bekämpft den Fachkräftemangel

Ian Marsden
Mit der sehr kurzfristigen Exekution der Credit Suisse eröffnen sich unvorhergesehene Perspektiven. Natürlich mussten wir zuerst den Schock verdauen, einmal mehr über den Tisch gezogen worden zu sein. Als wir aber erfuhren, dass wenigstens die Totengräber der CS, in Person von unfähigen Verwaltungsräten und CEO s, ihre Boni-Schäfchen bereits ins Trockene gebracht hatten, wurde uns etwas wohler. Wenigstens droht den Nieten in Nadelstreifen nicht der Gang aufs RAV. Wobei, hemmungslos wie die sind, kann man sich da nicht ganz so sicher sein.
Ab zur Umschulung!
Doch wir wollen den Blick auf die positiven Seiten der Verschrottung der CS richten. Wie wir wissen, herrscht ein akuter Mangel an Fachkräften. Dieser lässt sich vielleicht lindern. Immerhin stehen mit einem Schlag weltweit 50-tausend Arbeitskräfte zur Verfügung. Ein Drittel davon alleine in der Schweiz. Leider haben die meisten davon ein Fachwissen, welches angesichts des Resultates als eher unfachmännisch eingestuft werden muss. Ausser vielleicht für das gekonnte Fahren einer Bank gegen die Wand. Leider steht dieses auf dem Index der Adecco-Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors der Universität Zürich nicht besonders weit oben. Gefragt wären Leute im Gesundheitswesen, der IT und ingenieurtechnische Fachkräfte. Da gibt es nur eines: Ab zur Umschulung!
Für so einen CS-Broker könnte es, nach Jahren des abstürzenden Aktienkurses, von 77 Dollar auf 97 Cent in weniger als zehn Jahren, durchaus wohltuend sein, mal eine Bilanzkurve zu sehen, die steil nach oben zeigt. Und wenn diese nur die Fieberkurve der explodierenden Kosten im Gesundheitswesen wiedergibt. Weshalb sollte ein gestandener Banker, der jahrelang Kunden angeschmiert hat, nicht auch Wohnungen streichen können? Für einen Sanitärinstallateur ist ein Wasserrohrbruch nichts anderes als ein unkontrollierter Abfluss. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Schlachten einer Mastsau und eines Sparschweins? Mit etwas Flexibilität sieht der Arbeitsmarkt für Ex-Banker ziemlich rosig aus.
Ab in die Genossenschaft!
Als weiterer Vorteil der CS-Pleite entspannt sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt. An 95 Standorten in der Schweiz werden unerwartet Flächen frei, oft an bester Lage. Beispielsweise in Zürich am Paradeplatz 8. Das repräsentative Gebäude, mit attraktiven Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und grandiosem ÖV-Anschluss, weckt viele Begehrlichkeiten. Die Wohnsozialisten würden gerne Genossenschaftswohnungen einrichten, mit grosszügigen Doppelduschen. So könnte neben dem Platzmangel gleichzeitig die Energieverschwendung bekämpft werden.
Eine andere Möglichkeit wäre die Nutzung als Kita. Als Kindergarten hat sich das Gebäude ja schon etabliert. In Anlehnung an die bisherige Mentalität der Selbstbedienung könnte eine Kinderkrippe mit dem klingenden Namen «Honigtopf» eingerichtet werden. Zur Erinnerung an die glorreichen Zeiten müssten nicht alle Goldbarren aus dem Keller über die Strasse zur UBS getragen werden. Sie könnten als Bauklötze in der Spielecke für durchgeknallte Banker gestapelt werden.