Printausgabe

Chronologie des Weltuntergangs

image 5. Mai 2023 um 07:00
Marian Kamensky
Marian Kamensky
2018, im zarten Alter von 15 Jahren, weissagte die schwedische Klima-Expertin Greta Thunberg das nahe Ende der Welt. Fünf Jahre gab sie uns noch. Das Ultimatum lief kürzlich ereignislos ab. Wobei, nicht ganz, ich habe zum Berechnungszeitpunkt bei «Euro Millions» Fr. 17.30 gewonnen.

Schawinski überlebt

Erstaunlich war diese Prognose vor allem, weil es die Welt gar nicht mehr gibt. Sie ging bereits in den 70er-­Jahren des letzten Jahrhunderts im sauren Regen unter. Und dann 1986 nach Tschernobyl. In der Zeit dazwischen wurde sie vom Borkenkäfer gefressen. 1998 starben wir den Flammentod, vorausgesagt vom Sektenoberhaupt Uriella. Sie selbst wurde damals von einem Raumschiff gerettet, meldete sich aber danach immer wieder in den Talksendungen von Roger Schawinski, der offenbar auch überlebt hat.
Am 1. Januar 2000 um 00.01 Uhr erlebten wir den Weltuntergang, weil unsere Technologie nicht mit dem Sprung ins neue Jahrtausend fertig wurde. Die Erde wurde 2012 zudem ein Opfer der Mayas. Die hatten, vermutlich um im einträglichen Geschäft von Wandkalendern mitzumischen, die Apokalypse angekündigt. Der Filmemacher Roland Emmerich nahm das sehr ernst und drehte den Kinohit «2012 – Das Ende der Welt».

Massensuizid

In Wahrheit war ja bereits Mitte der 1990er-Jahre Sense für uns alle, angekündigt von den «Sonnentemplern». Die nahmen, reichlich feige, das Resultat durch einen Massensuizid voraus. Über diese späten Weltuntergänge dürfte der Prophet Johannes staunen, der bereits im ersten Jahrhundert vom baldigen Ende sprach. Seine Glaubwürdigkeit ist allerdings leicht beschädigt, weil man seine «geheime Offenbarung» als Buch kaufen kann und sie damit nicht besonders geheim ist.

Lotto-Vorhersage

Die Schriften von Nostradamus stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden von seinen Fans in Serie für das nahende Ende verwendet. Er lag erstaunlich oft richtig mit seinen Visionen (er hat beispielsweise auch meinen Lottogewinn vorhergesagt) und muss daher ernst genommen werden.
Greta ist angesichts all dieser Fakten eigentlich nur eines vorzuwerfen: Dass sie ihren Weltuntergang auf das Jahr 2023 ansetzte, als es uns schon längst nicht mehr gab. Ich schreibe deshalb auch diese Zeilen hier gar nicht, und Sie halten keine Zeitschrift in den Händen. Das ist alles Illusion.
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Jürg Kühni


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