Camille Lothe bei Markus Somm Ep. 9: «Nein, ich könnte nie in Frankreich leben».

Präsidentin der Jungen SVP des Kanton Zürichs, Studentin der Politik und Statistik, Zürcherin und Französin: Was treibt diese junge Frau an, rechts zu sein?

image 27. Mai 2021 um 15:00

Wenn man heute von der Klimajugend redet, von den Grünen, von der SP: Immer hält sich hartnäckig das Vorurteil, wonach jung und links fast von selbst zusammengehörten. Bei Camille Lothe trifft das nicht zu – und vermutlich bei vielen anderen Jungen auch nicht, wie Lothe selber findet. In der jungen Generation ticken wohl sehr viel mehr Leute bürgerlich, als die Linken – oder deren Fürsprecher, die Journalisten, wahrhaben möchten.Warum macht Lothe Politik, warum auf der rechten Seite? «Die EU hat mich politisiert», sagt sie im Gespräch mit Markus Somm. Nicht zuletzt, weil sie als Kind französischer Eltern immer genau Bescheid wusste, was in Frankreich, also auch in der EU, schief läuft. Inzwischen, so erzählt sie, seien die meisten ihrer Verwandten in Frankreich EU-skeptisch.Frankreich überhaupt. Lebt Gott noch in Frankreich? Lothe ist überzeugt, dass das Land vor grossen Brüchen steht. Auch wenn sie die rechte Opposition, das «Rassemblement National» der Marine Le Pen, in mancher Hinsicht wenig schätzt, insbesondere deren sozialistische Wirtschaftspolitik, glaubt sie, es täte Frankreich ein Machtwechsel gut. Trotzdem würde sie nie zurückziehen. «Ich bin in der Schweiz aufgewachsen. Ich fühle mich in erster Linie als Schweizerin, auch wenn ich in Frankreich wählen kann.» Zuerst muss sie ohnehin ihre Dissertation fertigstellen, die sie in den kommenden Wochen in Angriff nehmen will.Ein Gespräch über junge Frauen und alte Männer, eine liberalkonservative Politik und Frankreich, einem der erstaunlichsten Länder der Welt trotz alledem.