Printausgabe

An den Haaren herbeigezogen

image 20. März 2023 um 08:00
Andy Posner
Andy Posner
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Anders als bei Fussballspielern ist die Frisur unserer Bundesräte medial selten ein Thema. Im digitalen Zeitalter gelangen wir dank Smartvote mit wenigen Mausklicks zu unseren politischen Überzeugungen, wir haben längst gelernt, nicht anhand von Äusserlichkeiten über unsere Regierungsmitglieder zu urteilen.
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März-Ausgabe 2023:
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Oder anders ausgedrückt: Wir haben dies VERlernt! Denn, da sind sich Wis­senchaftler und Psychologinnen einig: Die Haarpracht verrät unheimlich viel über einen Menschen. Satiriker Andreas Thiel etwa narrte die Öffentlichkeit jahrelang mit der Behauptung, sein bunt-berühmter Irokesenschnitt sei ein Bekenntnis zum Nonkonformismus. Unbewusst signalisierte er damit aber ganz eindeutig: Vorsicht giftig! Die Botschaft, die ein Haarschnitt vermittelt, ist nicht unbedingt dieselbe, wie es die Intentsion der Trägerin oder des Trägers ist.
Welche Botschaften vermitteln die Verteterinnen und Vertreter unserer Landesregierung? Was sagt ihre Frisur über sie aus? Höchste Zeit, den Bundesrat an den Haaren herbeizuziehen.
Es wuchert nicht
Zugegeben, das geschulte Auge findet in unserer Regierung keine wallenden Mähnen, die etwa für Verführung und Leidenschaft stehen. Im Bundesrat wuchert’s nicht. In der Haar-Skala ganz oben thront Neo-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Mit einer Haarlänge, die an die Frisur des Fussballstars Andrea Pirlo zum Ende seiner Aktivzeit erinnert, steht sie für Unentschlossenheit. Nicht gerade eine ideale Voraussetzung für Justiz- und Polizeiangelegenheiten.
Die sehr mutige, kompromisslose und pragmatische Kurzhaarfrisur von Karin Keller-Sutter steht für Selbstbestimmung. Dies verleiht dem Finanzdepartement durchaus eine gewisse Stärke, zu viel Do-it-yourself-Flair kann im Umgang mit Geld aber auch gefährlich sein. Derweil wir nicht um hinkommen, die bidere Haarpracht von Bundesrätin Viola Amherd designtechnisch mit einem Radschützenpanzer des VBS zu vergleichen.
Staatsmännisch und unauffällig präsentieren sich drei der vier männlichen Vertreter im Bundesrat. Guy Parmelin, Ignazio Cassis und Albert Rösti tragen alle unauffällige Frisuren, so ist jeder auf seine Weise einzigartig.

Berset kompensiert

Bleibt noch einer: Alain Berset, gleichzeitig dienstältester und auch jüngster der sieben Bundesräte. Dass ausgerechnet ihn eine Glatze stigmatisiert, ist für den Freiburger kein Problem, er sei nicht eitel, sagte Berset in einem Interview. Der immense Zigarrenkonsum, Privatflüge über fremdes Staatsgebiet und das Suchen der Nähe zum Boulevard lassen aber eine gewisse Kompensation zumindest vermuten.

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