Somms Memo
Affirmative Action hat den Schwarzen geschadet. Big Time
Studenten an der University of California, Berkeley. (Bild: UC Berkeley)
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Die Fakten: Kalifornien hat 1996 Affirmative Action verboten. Seither gehen viel mehr Schwarze an die Universität und mehr von ihnen erwerben einen Abschluss.
Warum das wichtig ist: Gut gemeint ist nicht gut. Affirmative Action half den Schwarzen nichts, es schadete ihnen.
Proposition 209 hiess in Kalifornien eine Volksinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Affirmative Action an den dortigen Universitäten abzuschaffen. Geradeso wie die Schweiz wendet Kalifornien auf Staatsebene die direkte Demokratie an – 1911 war sie eingeführt worden. Vorbild war, wie kann es anders sein, die Schweiz.
- 770 000 Kalifornier hatten die Initiative gegen Affirmative Action unterschrieben, weitaus mehr als erforderlich, im April 1996 wurde sie eingereicht
- Im November 1996 hiessen sie 55 Prozent des kalifornischen Volkes gut
Es war eine Sensation. Wenn das politische Establishment in Kalifornien – vorwiegend von den Demokraten beherrscht – sich je zu sicher gefühlt hatte, dann jetzt: Es traf die Politiker wie ein Donnerwetter.
Umso weniger mochten sie sich damit abfinden. Man zog die Sache vor die Gerichte – und verlor, man legte dem Volk eine parlamentarische Initiative vor, um Proposition 209 wieder aufzuheben – und ging unter. Jetzt stimmten gar 57 Prozent für die Aufrechterhaltung des Verbots.
Das war 2020.
Wenn man die Folgen untersucht, die dieses Verbot in Kalifornien nach sich zog, kann man sich nur wundern, warum das Establishment sich so schwer damit getan hat:
- Zwar nahmen die Zahlen der schwarzen (und hispanischen) Studenten an den kalifornischen Universitäten zuerst ab – für sie war Affirmative Action in erster Linie gedacht gewesen –, doch schon bald stiegen ihre Anteile wieder, inzwischen liegen sie höher als 1996
- Vor allem erreichen jetzt viel mehr Schwarze einen Abschluss. Vor 1996 wurden zwar viele Schwarze aufgenommen, aber noch mehr von ihnen scheiterten und verliessen das College ohne Diplom – weil sie überfordert waren
Das galt insbesondere für jene scheinbar glücklichen Studenten, die einen Studienplatz an den beiden berühmten Spitzenuniversitäten Berkeley (bei San Francisco) und UCLA (in Los Angeles) erhalten hatten. Weil das im Werbeprospekt gut aussah, wo man jeweils die ethnische Zusammensetzung der Studentenschaft aufschlüsselte, hatten Berkeley und UCLA viele Schwarze akzeptiert, deren Noten streng genommen nicht gereicht hätten – aber deren Hautfarbe.
- Diversity statt Leistung
Scheinbar glücklich: Tatsächlich stellte sich heraus, dass diese schwarzen Studenten unter die Räder kamen. Sie kämpften, sie litten, sie fielen durch, zumal die anderen Studenten (Weisse, Asiaten) höhere Noten aufgewiesen hatten. Sie fingen besser vorbereitet an, vielleicht waren sie auch intelligenter, jedenfalls hängten sie ihre von der Affirmative Action geförderten Kommilitonen erbarmungslos ab.
So nahm in den 1980er Jahren in Berkeley die Zahl der schwarzen Freshmen zu (so nennt man die Studenten im ersten Semester), worauf die Universität sich viel einbildete, zugleich brach die Zahl der schwarzen Graduierten ein. Worauf war man hier stolz?
Doppelt unglücklich: Denn bei diesen Schwarzen und Hispanics handelte es sich eigentlich um sehr gute Studenten, die an jedem anderen (wenn auch etwas weniger renommierten) College sogleich in die Spitzengruppe vorgestossen wären. Wenn allerdings Berkeley in Griffweite schien: Wer konnte da widerstehen? Was auf dem Papier gut wirkte, war in Wirklichkeit ein Desaster.
Man sprach von einem «Mismatch», nichts passte zusammen.
- Folgerichtig sackte der Anteil der schwarzen Studenten nach dem Verbot von 1996 nirgendwo brutaler zusammen als in Berkeley und UCLA – und hat sich bis heute nicht mehr ganz davon erholt
- Gegner der Proposition 209 und Anhänger der Affirmative Action verweisen deshalb gerne auf dieses Beispiel
Fluch oder Segen? Es war ein Segen. Denn nach 1996 bewarben sich viele Schwarze statt in Berkeley oder an der UCLA an einer anderen Universität, deren Ruf wohl weniger glänzend, aber deren Qualität fast genauso gut war:
- Weil ihre akademischen Fähigkeiten nun viel genauer dem Anforderungsniveau entsprachen, erzielten sehr viel mehr Schwarze auch einen Abschluss
- Wer in Berkeley, einer der besten Universitäten der Welt, gescheitert war, reüssierte dafür an der UC Riverside, einer immer noch hervorragenden Universität
Unter dem Strich, so stellt Jason Riley fest, ein konservativer Autor, der diverse Bestseller zum Thema veröffentlicht hat, gibt es in Kalifornien inzwischen mehr schwarze Anwälte, Ärzte und Architekten als vorher. Riley ist schwarz.
- Die Zahl der schwarzen und hispanischen College-Absolventen, die auch ein Diplom erworben haben, ist um 50 Prozent gestiegen
Ein Zweites kommt hinzu: Diese Studenten haben ihren Aufstieg nun zu hundert Prozent durch ihre eigene Leistung erzielt – was zugleich bedeutet: Sie müssen sich dafür nicht bei Dritten, den zumeist weissen Politikern, bedanken.
Ende des Paternalismus.
Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, der auch jenen Frauen in der Schweiz zu denken geben müsste, die Quoten das Wort reden, weil sie es kaum erwarten können, dass in allen Lebensbereichen und Berufen der Prozentsatz der Frauen ihrem statistischen Anteil in der Gesamtbevölkerung entspricht:
- «Quotenfrau» ist nicht von ungefähr zu einer Beleidigung geworden, die sich auch tüchtige Frauen anhören müssen, selbst wenn sie durch ihre eigene Leistung aufgestiegen sind
- Fähige Frauen haben es nicht nötig, sich bei Männern, die ihnen freundlicherweise Quoten eingeräumt haben, für ihren Durchbruch zu bedanken
Nichts macht Menschen freier und selbstbewusster als der selbst errungene Erfolg – durch Arbeit, Disziplin und Leistung.
Oder wie es die grosse Margaret Thatcher, die einstige Premierministerin von Grossbritannien, einmal sagte:
«Schauen Sie sich einen Tag an, an dem Sie am Ende rundum zufrieden sind. Es ist kein Tag, an dem Sie herumliegen und nichts tun – es ist ein Tag, an dem Sie viel zu tun hatten und sie alles getan haben».
Ich wünsche Ihnen trotzdem ein geruhsames Wochenende
Markus Somm