Printausgabe
14591 Schweine eingefroren
Jürg Kühni
Nun haben sie zu viel Schwein und sind trotzdem nicht zufrieden. Schweizer Bauern überschwemmen den Markt mit Schweinen. Also eigentlich nicht die Bauern, sondern die Muttersauen. Aber wer Muttersauen und Vatereber überproduzieren lässt, sind eben die Schweinebauern.
Sind Schweinezüchter überhaupt noch Bauern oder nicht eher Schinken-Speck-Industrielle? Eine Frage, auf die der nationale Bauernpräsident Markus Ritter bestimmt eine klare Antwort hätte. Wir Konsumenten haben darauf auch eine klare Antwort: Schweinebauern sind industrielle Futterveredler. Sie importieren ausländisches Futter, mästen damit Schweine, deren Schinken und Speck sie uns zum Frass vorwerfen.
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März-Ausgabe 2023:
Gegen 50 000 Schweine stehen zurzeit zu viel im Futterveredelungsprozess. Lebender Notvorrat für fünf Wochen Voressen, Gehacktes und Geschnetzeltes. Ein Schlachtschwein wird jedoch nicht jünger, doch eher zäher, wenn es in der Schlachtungswarteschlange steht.
Die Auswirkung des Schweinestaus ist ein landesweiter Preiszerfall. Seit einem Jahr dümpelt das Kilo Schlachtschwein QM (Qualitätsmanagement/niedrigste Qualitätsstufe) bei drei Franken dahin. Zu Dumpingrabatten von bis zu 50 Prozent liegen Filets und Koteletts in den Vitrinen der Grossverteiler. Saumässig sei das und nicht kostendeckend, jammern die Schweinebauern – und produzieren trotzdem weiter mit der Hoffnung, die Verluste durch Mehrproduktion gedeckt zu kriegen. Die Sau beisst sich in den Schwanz.
14 951 Schlachtschweine wurden vor Weihnachten erst mal eingefroren, subventioniert vom Bund mit gut drei Mio. Franken. 15 300 Schlachtschweine wurden erstmals in die EU exportiert, den Verlust von 20 Rappen pro Kilo bezahlen Produzenten und Händler.
Bleibt zu hoffen, dass der Verlust den Beteiligten dermassen weh tut, dass sie vielleicht doch noch, und bald mal, auf die Idee kommen, die Produktion runterzufahren. Denn offenbar haben sie noch nicht gecheckt, dass wir Konsumenten immer weniger Schweinefleisch konsumieren wollen. So ein Steak vom uruguayanischen Rind schmeckt halt einfach besser. Und erst ein Vegiburger – mmhhh!