Somms Memo

10 Billionen $ hat die Welt seit 2015 für Wind- und Sonnenkraft ausgeben. Ohne Wirkung.

image 10. Juli 2023 um 10:00
Windräder in der Nordsee. Investition oder Placebo? (Bild: Keystone)
Windräder in der Nordsee. Investition oder Placebo? (Bild: Keystone)
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Die Fakten: Die Welt wird 2023 1,7 Billionen $ für die Erneuerbaren ausgeben. Dennoch decken wir nach wie vor 82 Prozent des Energiebedarfs mit fossilen Brennstoffen.
Warum das wichtig ist: Hat die Welt je mehr in eine Sache investiert – und weniger dafür bekommen? Die Erneuerbaren zahlen sich nicht aus.

Im neuesten Bericht der International Energy Agency(IEA), einem Klub von mehr als 40 Staaten, der sich inzwischen zum Ziel gesetzt hat, die Welt von den fossilen Brennstoffen zu befreien, findet sich eine aufschlussreicheund deprimierende Grafik zugleich.
Aufschlussreich:
  • Sie zeigt, wie unendlich viel Geld mittlerweile Jahr für Jahr in die Erneuerbaren gesteckt wird (Wind, Solar, Netze, Wasserkraft, aber auch Nuklear) – weltweit
  • Insbesondere ist es jetzt deutlich mehr, als was in fossile Brennstoffe investiert wird
  • 1,7 Billionen $ für Erneuerbare versus 1 Billion $ für fossile Brennstoffe (2023, Schätzung). 2015 lagen die Dinge mehr oder weniger umgekehrt


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1700 Milliarden $. Und das Jahr für Jahr. Seit 2015 hat die Welt damit insgesamt etwas mehr als 10 Billionen $ zur Verfügung gestellt, um die Energiewende zu vollziehen.
Nie in der Geschichte der Menschheit ist in so wenigen Jahren so viel Geld ausgegeben worden, um ein Ziel zu erreichen, das in erster Linie die Politiker festgelegt haben – in der Meinung, ihre Wähler hätten danach verlangt (was nicht überall der Fall war). OK, auch die meisten Wissenschaftler drängen darauf und andere Menschen, die sich Sorgen machen.
1700 Milliarden $.
Wenn in der Vergangenheit von Staates wegen so viel Geld in eine Sache geflossen war, dann hatte das meistens mit einem Krieg zu tun:
  • Um die erste Atombombe zu bauen, wandten die USA 2,2 Milliarden $ auf (was heute ca. 24 Milliarden $ entspräche)
  • 24 Milliarden $ kostete das Apollo-Programm, womit die USA den ersten Menschen auf den Mond schickten (120 Milliarden $ heute) – ein Ziel, das man sich nur wegen des Kalten Krieges vorgenommen hatte, um die Sowjetunion zu übertreffen
  • Und rund 340 Milliarden $ setzten die Amerikaner alles in allem ein, um die Deutschen und die Japaner im Zweiten Weltkrieg zu besiegen – was heute 5 Billionen $ gleichkäme

5 Billionen $. Niemand würde heute daran zweifeln, dass sich das gelohnt hat. Sowohl Hitlers Deutschland als auch das Kaiserreich Japan zählen zu den tödlichsten und kriminellsten Regimes aller Zeiten. Man musste sie vom Erdboden verschwinden lassen – koste es, was es wolle.
Seit 2015 hat die Welt bereits das Doppelte ausgegeben, um den Einsatz von fossilen Brennstoffen zu eliminieren.
Wenn wir diese Ausgaben im Einzelnen aufschlüsseln – und insbesondere den Aufwand für Atomkraft abziehen – dann kommen wir auf eine Summe von rund 1 Billion $, die 2023 allein für Windräder und Solaranlagen sowie die damit verbundenen Umrüstungen des Netzes vorgesehen ist.

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1 Billion $ im Jahr für Wind- und Sonnenkraft.
Angesichts solcher Beträge müsste man meinen, die Energiewende, will heissen: unser Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, hat in den letzten acht Jahren enorme Fortschritte gemacht.
Dem ist aber nicht so. Das ist die deprimierende Erkenntnis:
  • Die Nachfrage nach Primärenergie der Welt stieg 2022 weiter um 1,1 Prozent
  • Die globale Stromproduktion nahm um 2,3 Prozent zu
  • Und 82 Prozent des gesamten Energiebedarfs wird nach wie vor von fossilen Brennstoffen gestillt

Mit anderen Worten, diese Zahl, 82 Prozent, tat keinen Wank. Sie hat sich in den letzten Jahren so gut wie nicht verändert – obwohl wir gegen 10 Billionen $ dafür bezahlt haben, dass sie wenigstens um einen winzigen Prozentpunkt zurückgehen würde.
10 Billionen $ für ein gutes Gefühl. Aber nichts weiter.
Ob es sinnvoll war, auf dem Mond zu landen, ist eine offene Frage, aber immerhin kamen wir irgendwann pünktlich auf dem Mond an.
Die Reise ins energiepolitische Nirwana dagegen nimmt kein Ende.

Oder wie es Abhijit Naskar, einer der führenden Neurowissenschaftler der Welt, sagte:
«Das Nirwana ist eine zu einfache Erfahrung, als dass man sie durch Diagramme darstellen könnte.»
Ich wünsche Ihnen einen glänzenden Wochenbeginn
Markus Somm

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