«Muss man der SP auch dankbar sein?» «Sicher, gewisse soziale Aspekte hätte man übersehen. Wir sollten nicht allein regieren»

Christoph Blocher im Gespräch mit Markus Somm

image 22. Juli 2021 um 17:30

Christoph Blocher, «the Grand Old Man» der Schweizer Politik attestiert selbst der Linken, dass sie der Schweiz manchmal gutgetan hat. In der Sozialpolitik etwa hätten die Bürgerlichen wohl gewisse Nöte und Schwächen der einfachen Leute nicht gesehen. Umso mehr ist er deshalb überzeugt, dass es immer gut gewesen war, die SP in der Regierung zu wissen. «Ich glaube an die Konkordanz. Wir Bürgerlichen sollten nicht allein regieren.» Auch die Leistung der SP während des Krieges anerkennt Blocher: «Sie waren Patrioten.» Was ja so weit ging, dass die SP die Armee nicht mehr bekämpfte, wofür sie dann auch in den Bundesrat kam. Schliesslich glaubt Blocher, dass ein Verdienst der SP auch darin liege, nie derart «extrem» geworden zu sein – wie andere linke Parteien in Europa.

«Muss man der SP auch dankbar sein?» «Sicher, gewisse soziale Aspekte hätte man übersehen. Wir sollten nicht allein regieren»

Oft wird Blocher und seiner SVP vorgeworfen, sie verklärten die Vergangenheit. Was denn hat sich aus seiner Sicht in den vergangenen hundert Jahren zum Guten gewendet? Was sind unsere Errungenschaften? «Den Menschen geht es eindeutig besser, nicht nur finanziell. Die Schweizer können ein menschenwürdiges Leben führen. Vor allem für die Armen gilt das, und darauf kommt es an. Um die Reichen muss man sich keine Sorgen machen.»
Was bleibt? Kaum jemand hat in den letzten dreissig Jahren die Schweizer Politik mehr geprägt als Christoph Blocher. Die einen hätten gerne darauf verzichtet, die anderen glauben, es ginge der Schweiz viel schlechter, hätte er es nicht getan: Kalt jedenfalls liess Blocher nie jemanden.
Ein Gespräch über die Schweiz, ihr Verhältnis zu Europa, deren Zukunft und die Gründe, warum es einen Unternehmer wie Blocher auch in die Politik verschlagen hat.

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